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Vorhang auf für 2500
Jahre Theaterhistorie

Ausstellung stellt modellhaft die vier Grundtypen vor

Von Burgit Hörttrich und
Hans-Werner Büscher (Fotos)
Bielefeld (WB). Vorhang auf - vor 2500 Jahren Theaterbauhistorie. Das Museum Huelsmann zeigt in seinen beiden Häusern - der Direktorenvilla und der Weißen Villa im Ravensberger Park - von Sonntag an passend zur Eröffnung des sanierten Stadttheaters Mitte September eine Ausstellung zur Theaterarchitektur. Der zweite Teil der Schau ist dann dem Bielefelder Haus gewidmet.

Dieser Teil der Ausstellung wurde kuratiert von Ulrich Schmidt, der Architekturpart von Franz Wimmer aus München. Ursprünglich vom Lehrstuhl für Raumkunst und Lichtgestaltung der Technischen Universität München war die Ausstellung für die Pinakothek der Moderne konzipiert worden.
Gezeigt werden 40 Theater-Projekte, gut die Hälfte davon als sorgfältig gearbeitete Modelle; ein Teil dieser Modelle wurde realisiert, etwa die Berliner Philharmonie von Hans Scharoun oder die Schaubühne am Lehniner Platz. Dazu gibt es historisch belegte Modelle zu sehen (Globe Theatre, Odeion des Agrippa in Athen), Fotos, Zeichnungen. In vier Räumen werden die Grundtypen der Theaterarchitektur vorgestellt: die Arena, das Theatron, die Guckkastenbühne und die moderne Raumbühne. Museumsleiterin Dr. Hildegard Wiewelhove wies auf die Pause zwischen den Theaterbauten der Antike und denen der Renaissance hin: »Im Mittelalter gab es keine festen Theater, sondern es waren Wanderbühnen unterwegs, die auf Marktplätzen gespielt haben.«
Angesichts der Exponate aus der 102-jährigen Geschichte des Bielefelder Stadttheaters wundert sich Hildegard Wiewelhove darüber, »wie wenig doch übrig bleibt.« Die Vorstellungen auf der Bühne sind flüchtig, geblieben sind Programmzettel und -hefte, Fotos, Bauakten, Grundrisszeichnungen, die die Kriegszerstörungen dokumentieren. Zu sehen ist auch ein frühes Modell der Sanierungsplanungen von Architekt Reinhold Daberto. Die Exponate stammen aus dem Stadtarchiv, dem Historischen Museum, vom Bauamt und aus Privatbesitz.
Besucher erfahren aber von einer Vorstellung des Fräulein Fritzi Massary kurz nach der Jahrhundertwende mit dem Titel »Ich hab' amal a Räuscherl g'habt«, oder das zur Festvorstellung zur Eröffnung des Stadttheaters am 3. April 1904 - gegeben wurde »Die Jungfrau von Orleans« - die teuerste Karte (Fremden- und Orchesterloge) 3,50 Mark kostete, der Stehplatz 30 Pfennige. Und Operngläser waren bei den »Billeteuren leihweise für 25 Pfennig zu bekommen«. Sie erfahren auch, dass zur Spielzeit 1951/52 der 1.Baßbuffo und seriöse Baß 750 Mark im Monat bekam (»Kinderzulage wird nicht gewährt«). Und sie erfahren, wie das Theater in den 1930er Jahren umgebaut wurde, der prachtvolle Sternenhimmel, Stuck und Logen auf Nimmerwiedersehen verschwanden. . .

Artikel vom 01.09.2006