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Stagnation auf
hohem Niveau

Nowitzki und Co. werden Achter

Saitama (dpa). Mindestziel erreicht, Medaille verpasst: Die von Dirk Nowitzki angeführten Basketballer haben die WM in Japan auf Platz acht beendet.

Das letzte Spiel ging gestern zwar mit 62:77 (41:47) gegen Litauen verloren, doch Bundestrainer Dirk Bauermann zog dennoch ein positives Fazit: »Wir müssen nicht enttäuscht sein und können mehr als zufrieden nach Hause fliegen.«
Im letzten Auftritt wurde die erste Fünf auf beiden Seiten über weite Strecken geschont. Nowitzki brachte es als bester Werfer des Deutschen Basketball Bundes (DBB) trotzdem auf 18 Punkte. Daneben steuerte Ademola Okulaja 10 Punkte bei: »Wir haben bewiesen, dass wir mit der Weltspitze mithalten können«, sagte der Kapitän. Beim Europameister von 2003 trafen Darjus Lavrinovic (18) und Linas Kleiza (16) am besten. »Zwar konnten wir unseren Traum von einer Medaille nicht erfüllen«, meinte Bauermann, »doch mit dem Einzug in die Finalrunde der acht besten Mannschaften der Welt haben wir unser realistisches Ziel erreicht.«
Den deutschen Träumen von einem Platz auf dem Treppchen oder gar vom Titel (DBB-Präsident Ingo Weiss) wurden allerdings deutliche Grenzen gesetzt. Eine WM ist eben kein Wunschkonzert. Die vor allem dank NBA-Superstar Dirk Nowitzki Aufsehen erregenden Platzierungen der letzten Jahre - EM-Vierter 2001, WM-Dritter 2002 und Vize- Europameister 2005 - sind nicht beliebig wiederholbar. Die fetten Jahre sind vorerst vorbei. Deutschlands Korbjäger stagnieren auf hohem Niveau.
»Griechenland, Spanien, USA und Argentinien waren absolut top und verdienten es, um die Medaillen zu spielen. Doch dahinter gibt es acht, neun Mannschaften, die zur erweiterten Weltspitze zählen. Da sind wir voll dabei«, meinte Bauermann und nannte Frankreich, Türkei, Litauen, Italien, Slowenien und den entthronten Titelverteidiger Serbien und Montenegro sowie überdies in Russland und Kroatien zwei traditionelle Basketball-Nationen, die in Japan nicht am Start waren. »Mit denen sind wir auf Augenhöhe«, sagte der 48-jährige Coach.
Die »unglaubliche Leistungsdichte und Weiterentwicklung« (Bauermann) des europäischen Basketballs, der sechs der acht WM-Endrundenteilnehmer stellte, macht Bauermanns nächste Mission nicht leichter. Bei der Europameisterschaft 2007 (3. bis 16. September) in Spanien lösen nur die beiden Finalisten die Fahrkarte zu den Olympischen Spielen 2008 in Peking - dem Traumziel von Nowitzki & Co.
Zum Glücksfall könnte werden, dass der aus Europa kommende Weltmeister automatisch für Olympia qualifiziert ist und somit in Spanien mit hoher Wahrscheinlichkeit ein drittes Europa-Ticket vergeben wird. Vier weitere europäische Teams können sich dann noch Hoffnungen auf einen der drei restlichen Peking-Plätze machen, die bei einem Turnier von zwölf weltweiten Mannschaften unmittelbar vor Olympia ausgespielt werden.

Artikel vom 04.09.2006