01.09.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Giftige »Hexendroge«
im Garten entdeckt

Bei Ellen Keller wächst gefährlicher Stechapfel


Von Gerhard Hülsegge
(Text und Foto)
Bielefeld (WB). Sie sieht harmlos aus, ist aber nicht »ohne«: die grüne Pflanze mit stacheliger Frucht, die Ellen Keller jetzt in ihrem Garten am Flehmannshof 9b entdeckte. »Sie ist von allein gewachsen und ich dachte zuerst, es handele sich wegen der weißen Blüte um einen Trompetenbaum«, so die 78-Jährige. WESTFALEN-BLATT-Recherchen ergaben: Was die Rentnerin da ohne eigenes Zutun herangezüchtet hat, ist ein so genannter »Stechapfel«, hoch giftig bei Genuss und einer Droge ähnlich. Sein Konsum kann zu schweren und kaum steuerbaren Halluzinationen führen, zu Horrortrips und Selbstverletzungen.
Die »Hexendroge« (der Gattung Datura) wächst als kleiner Baum und kann bis zu zwei Meter groß werden. Aufgrund ihrer weißen und manchmal auch hellblauen Blüten wird sie oft mit der nicht minder gefährlichen Engelstrompete verwechselt. Von Juni bis September reift die wallnussgroße, im Unterschied zum Trompetenbaum stachelige, kastanienartige Frucht heran. Die Laubblätter der Pflanze sind buchtig gezahnt und werden getrocknet zu »Asthma-Zigaretten« verarbeitet.
Die Wirkung des Stechapfels - auch Igelkolben, Donnerkugel (weil er Gewitter abwehren sollte) und Zigeunerkraut genannt - war schon in der Antike zudem nicht nur als Aphrodisiakum (zur Steigerung der Zeugungskraft) bekannt. Die alten Römer verwendeten die biogene Droge wegen ihrer »Alkaloide« auch als Speergift. 15 bis 20 Samen gelten für Kinder als tödliche Dosis. Also: Finger weg von Ellen Kellers »Wildwuchs«!

Artikel vom 01.09.2006