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Über Lippenstifte zum
Insektenschutz-Profi

Reckhaus GmbH feiert 50-jähriges Firmenjubiläum

Von Stefanie Westing
(Text und Fotos)
Sennestadt (WB). Angefangen hat alles mit Lippenstiften. Später kamen Haarwasser und Haarpuder dazu, dann Sonnenschutz. Einen nachhaltigen Namen gemacht hat sich die Reckhaus GmbH allerdings mit Insektenschutzmitteln. Diese sind heute eines der Hauptstandbeine des Unternehmens mit Sitz an der Industriestraße in Sennestadt. Und das sehr erfolgreich: Am Freitag wird der 50. »Firmengeburtstag« gefeiert.

Dabei gibt es gleich doppelten Grund zur Freude: Unternehmensgründer Klaus Reckhaus, der 1995 das Ruder an seine Söhne Dr. Hans-Dietrich Reckhaus und Arne Kraeft-Reckhaus übergab, vollendet sein 80. Lebensjahr. Zu seiner eigenen Firma kam Reckhaus 1956 ein wenig wie die sprichwörtliche Jungfrau zum Kind: Er war Vertreter für Waschmittel und Insektenschutzprodukte bei einer Henkel-Tochterfirma in Düsseldorf. Nach einem Vertrauensbruch seitens des Arbeitgebers kündigte Reckhaus und machte sich ohne jegliche finanzielle Mittel als freier Handelsvertreter selbstständig. Firmensitz: das Privathaus in Lipperreihe. »Konsul Zimmermann, der aus Bielefeld kam und in Hamburg residierte, suchte einen Vertreter für Lippenstifte. Ich bekam eine Chance, weil ich ein Turnbruder und ebenfalls Bielefelder war«, erinnert sich der Senior. In Genf sicherte er sich dazu den Alleinvertrieb für Haarwasser und Puder einer Schweizer Firma - und hatte auf der Rückfahrt nicht einmal mehr fünf Mark für den Schlafwagenzuschlag in der Tasche. »Ich hatte kein Geld, aber ich wollte es machen.«
Unterstützung erhielt der heute 79-Jährige durch seine Ehefrau: Ruth Kraeft kam 1959 als neue Mitarbeiterin für das Sekretariat in das kleine Unternehmen und wurde nicht nur die rechte Hand des Inhabers, sondern auch seine Ehefrau.
Zu Lippenstiften, Haarwasser und -puder kamen Kerzen, Sonnenbrillen, Streusalz und Bademode hinzu. Und Sonnenschutzlinien. Mit diesen rüstete Reckhaus über zwölf Jahre die deutsche Olympiamannschaft aus. Daneben wurde der Traum einer eigenen Produktion Wirklichkeit. 1961 wurde eine kleine Aerosolabfüllanlage installiert, mit der Haarsprays, Raumsprays und Insektensprays abgefüllt wurden. Die Insektenschutzprodukte bekamen den Namen »Recozit«, eine Zusammensetzung aus »Reckhaus & Co.« und »Insektizid«. 1965 wurde eine erste Produktionshalle an der Industriestraße in Sennestadt gebaut. Heute beträgt die bebaute Industriefläche 4000 Quadratmeter. 1974 bekamen die Produkte »tierische« Erkennungszeichen: Von nun an tötete nicht der Konsument die Ameisen, sondern der Ameisenbär, um die Fliegen und Mücken »kümmerte« sich der Salamander, um die Blatt- und Schildläuse der Blattlausschlucker mit Figur eines Drachens.
Irgendwann bemerkte Klaus Reckhaus, dass er sein Angebot konzentrieren musste. Er trennte sich von der Bekleidung und setzte auf das chemische Standbein. In diesem Sektor ist das Unternehmen seitdem sehr erfolgreich, hat inzwischen etwa 100 Produkte unter dem Namen »Recozit« auf dem Markt - vom Insekten- über Holzwurm- und Wespen- bis hin zum Ameisenspray. Inzwischen ist das Unternehmen auch in der Schweiz gut am Markt positioniert. Außerdem füllt die Reckhaus GmbH für Dritte ab - insgsamt etwa 500 Produkte, die von speziellen Klebstoffen über Universalreiniger bis hin zu Imprägnierspray und Lufterfrischer reichen. »Unsere Dosen haben ein Volumen zwischen zehn und 750 Millilitern«, sagt Dr. Hans-Dietrich Reckhaus. Er kümmert sich um die Geschäftsleitung, sein Bruder Arne Kraeft-Reckhaus um den Verkauf.
Da das Unternehmen am Markt auf namhafte Konkurrenz wie Bayer oder BASF trifft, setzt die Reckhaus GmbH auf den Komfort des Verbrauchers. »Wir achten auf Nachfrageprobleme«, betont Dr. Reckhaus. So wird zum Beispiel mit zwei Sprühköpfen pro Dose gearbeitet - einer kann normal eine Fläche besprühen, der andere ist mit einem bereits angebrachten Zusatzrohr versehen, das in kleinere Ecken vordringen kann. »Die Rohre befestigen wir in Handarbeit an den Sprühköpfen. Das wäre für ein großes Unternehmen viel zu aufwendig«, sagt der Geschäftsführer. Das Spray gegen Holzwürmer wird mit einem Verlängerungsrohr mit kleiner Metallspitze und einem Rückspritzschutz versehen, um direkt in die Löcher zielen zu können, die der Holzwurm hinterlässt. Auch das Wespenspray gibt es mit Extra-Ausstattung: einem 75 Zentimeter langen Schlauch, mit dem das Nest problemlos erreicht werden kann, und mit speziellem Ventil, mit dem die Dose drei Meter weit sprüht. Wenn möglich, werden natürliche Wirkstoffe verwendet, außerdem erhalten die Produkte ein frisches Zitronenaroma.
Die Marke »Recozit« gibt es der Beratung wegen übrigens nur in inhabergeführten Fachgeschäften wie Apotheken und Drogerien. Ausnahme ist Marktkauf - aus nachbarschaftlichen Gründen. Künftig will Reckhaus aber auch Lebensmittel-, Drogerieketten, Garten- und Baumärkte beliefern, indem sie Eigenmarken für diese Großverteiler entwickeln.

Artikel vom 30.08.2006