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Bürger fühlen sich um
Erschließung gebracht

Straßeneinzug am Bolbrinkersweg verärgert Anlieger

Von Michael Diekmann
Bielefeld (WB). Der Start des Straßeneinziehungsverfahrens für die Blücherstraße und ein Stück Bolbrinkersweg zu Gunsten der Firma Oetker soll auf 2007 verschoben werden. In diesem Vorschlag am Ende einer Anwohnerversammlung sieht Bezirksvorsteherin Hannelore Pfaff eine Chance, das Verfahren im Sinne der Anwohner abzuschließen.

Was für die Bielefelder Verwaltung mit Verkehrsplaner Hans-Hermann Haake zunächst nach einer Formalie ausgesehen hatte, entwickelte sich am Donnerstagabend im Clubheim Bolbrinker zu einer turbulenten Diskussionsveranstaltung. Hintergrund: Nach Übernahme des ehemaligen Marktkauf-Geländes durch das Unternehmen Oetker sollen die Blücherstraße und der anschließende Fortsatz des Bolbrinkersweg von öffentlicher Straße umgewidmet werden in Privatstraßen auf dem Werksgelände.
»Die Bürger haben Angst«, sagt Hannelore Pfaff. Die Gadderbaumer Bezirksvertreterin entnimmt den Gesprächen mit Anwohnern zwischen Langenhagen und Artur-Ladebeck-Straße eine große Verunsicherung. Auch wenn Oetker, deren Produktionsanlagen des Europawerkes Bielefeld sich unmittelbar anschließen, auf dem ehemaligen Marktkauf-Gelände keine sofortigen Erweiterungen plant, wie Roland Kuhnke (Geschäftsleitung) bekräftigte, befürchten die Anwohner eine weitere Abtrennung ihres Wohngebietes von der Erschließung.
Nach dem Vorbild der Lutterstraße, die vor Jahren für die Oetker-Konzernzentrale von der Stadt abgetreten worden war, befürchten die Bürger am Bolbrinkersweg einen ähnlichen Schritt, sehen sich mit ihren Häusern irgendwann in einer aussichtslosen Grundstückslage. Einzelne Anwohner sprechen von Ghettoisierung, die von der Stadt ausgelöst bereits mit dem Bau des Ostwestalendamms begonnen hatte. Zum Langenhagen führt nur eine einzelne Brücke. Der Wegfall der Blücherstraße würde die Bürger weiter einschränken.
Während Verkehrsplaner Haake den Anwohnern versicherte, sämtliche über die Straßeneinziehung hinausgehenden Schritte müssten in Bebauungsplänen geregelt werden, sieht Hannelore Pfaff eine große Chance in der zeitlichen Verzögerung. Man sollte, findet die Bezirksvorsteherin, zunächst die Eröffnung des neuen und Schließung des alten Marktkaufs abwarten sowie die geplanten Kanalbauarbeiten an der Friedrich-List-Straße, zum Jahresende eine neue Verkehrszählung in Sachen Blücherstraße anstreben und erst danach handeln. Die in hohem Maße verärgerten Bürger, die einmal mehr eilige Schritte der Bielefelder Politik befürchten, möchte Pfaff auf diese Weise vom Gegenteil überzeugen: »Wir wollen und wir müssen die Menschen im Viertel mitnehmen.«

Artikel vom 26.08.2006