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Borussia ist nichts Besonderes:
Bei Böhme kribbelt's immer

Ex-Gladbacher kehrt mit Arminia an den Niederrhein zurück - in der Startelf

Von Dirk Schuster
Bielefeld (WB). Zwischen Mönchengladbach und Bielefeld herrschte diese Woche Funkstille. Weil Borussia und Arminia an diesem Samstag aufeinandertreffen, haben Oliver Neuville und Jörg Böhme auf ihr regelmäßiges Telefonat verzichtet. Kein gegenseitiges Heißmachen, kein Foppen, kein Tipp, keine Wette. Zu viel steht auf dem Spiel.
Jörg Böhme gegen Arminia (hier Detlev Dammeier) - das gab's zuletzt im Januar 2005.

Auch auf dem Platz muss die Freundschaft der zwei ehemaligen Teamkollegen ruhen. Weil Jörg Böhme auf dem Sprung in die Bielefelder Startelf ist und Oliver Neuville trotz Schambeinentzündung für Gladbach auflaufen wird, sind direkte Duelle der beiden Kontrahenten zu erwarten.
Von Dezember 2004 bis Sommer 2006 spielten beide gemeinsam für die Elf vom Niederrhein. So lange stand Böhme bei Borussia unter Vertrag. Ihre Karriere entwickelte sich während dieser Zeit in gegensätzliche Richtungen. Neuville feierte unlängst mit der Nationalmannschaft Platz drei bei der Weltmeisterschaft. Böhme kam in eineinhalb Borussia-Jahren auf nur 14 Einsätze.
Um so größer ist die Dankbarkeit, die der 32-Jährige empfindet dafür, dass ihm Trainer Thomas von Heesen und der DSC Arminia eine neue Chance geben. »Ich genieße jedes Spiel«, versichert Böhme. Und obwohl ihm zuletzt beim 2:3 gegen Stuttgart selbst ein Tor zum Genießen gelang und er darüber hinaus Bielefelds Spiel belebte, liegt ihm Anspruchsdenken fern. »Der Trainer entscheidet, wer spielt. Er wird die richtigen elf auswählen. Und wer dabei ist, der hat es auch verdient«, lautet die Böhm'sche Formel.
Einfach, aber klug. Denn allzu deutliche Verbal-Forderungen, das musste der Steinhagener erfahren, haben ihm viel zu oft nur geschadet. Darum lässt Böhme bei seinem zweiten Bielefeld-Engagement lieber Taten sprechen. Mit der Wirkung, dass von Heesen den Linksfuß beim Spiel in Mönchengladbach für die Startformation vorsieht.
Ausgerechnet in Mönchengladbach also steht sein Comeback in Bielefelds Anfangself bevor. Ein besonderes Gefühl? »Ich freue mich darauf.« Mehr nicht? Nichtmal ein besonders Kribbeln? Böhme: »Es kribbelt vor jedem Spiel.«
Böse oder beleidigt wäre er nicht, würde von Heesen ihn wider Erwarten wie in Hamburg und gegen Stuttgart zunächst doch nur auf die Bank setzen. Aber selbstverständlich weiß der ehemalige Auswahlkicker (10 A-Länderspiele) auch genau, was er draufhat: »Ich bringe im Training konstant meine Leistung. Wenn ich fit bin, weiß der Trainer, was er an mir hat.« Er sei aber auch in einem Alter, in dem er sich nicht mehr verrückt machen müsse, sagt Böhme.
Das muss auch die Mannschaft nicht, obwohl ein Punkt aus zwei Spielen weit weniger ist, als für Arminia möglich war. »Wir haben uns unsere Gedanken gemacht über die Niederlage gegen Stuttgart. Aber wir haben auch viele Dinge gut gemacht, obwohl wir verloren haben«, urteilt Böhme. Darum ist ihm nach zwei Arminia-Pleiten im Borussia-Park vor Bielefelds drittem Auftritt dort auch überhaupt nicht bange.
Übrigens: Bei Arminias 0:1 in der vorvergangenen Saison stand Böhme auch auf dem Platz. Damals noch im Trikot der Gladbacher. Drei Monate später, am 30. April 2005, verabschiedete er sich im Borussia-Park für 15 Monate von der Bundesliga-Bühne. Unfreiwillig, versteht sich. Jetzt ist er wieder da. Mit seiner Arminia.

Artikel vom 26.08.2006