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Bethel-Psychologe testet Nationalspieler

Der Betheler Psychologe Hans-Werner Hartmann ist als ehrenamtlicher Gutachter für den Deutschen Behindertensportverband tätig.

Fußball-WM der Menschen mit geistiger Behinderung beginnt


Bethel (WB). Der junge Fußballspieler hat den Test nicht bestanden. Mit »75« ist sein Intelligenzquotient zu hoch. Bei der Fußballweltmeisterschaft der Menschen mit Behinderung, die am Samstag beginnt, darf er darum im deutschen Nationalteam nicht mitspielen. »Auf diese Messzahl hat man sich entsprechend der Vorgaben der Weltgesundheitsorganisation festgelegt. Es ist letztendlich eine willkürlich gesetzte Grenze, aber man muss ja ein Kriterium haben«, sagt Hans-Werner Hartmann. Der Betheler Psychologe ist für den Deutschen Behindertensportverband als Gutachter tätig.
Für die Fußballweltmeisterschaft hat Hans-Werner Hartmann gemeinsam mit einer Psychologin die neuen Spieler im Trainingslager getestet. Der sprachfreie Intelligenztest dauerte rund zwei Stunden und gab Aufschluss über ihre allgemeine Begabung und Denkfähigkeit. Bei einigen Spielern musste Hans-Werner Hartmann dem Deutschen Behindertensportverband vorschlagen, sie nicht zu nominieren. »Sie haben diagnostisch schlecht abgeschnitten, weil sie aus einem anderen Kulturkreis kommen und nicht die notwendige Förderung erhalten haben. Aus psychologischer Sicht sind sie aber offenkundig begabter als Menschen mit geistiger Behinderung«, so Hartmann.
Immer wieder stehen die Auswahlkriterien in der Kritik. Noch in guter Erinnerung ist der Skandal bei den Paralympischen Spielen 2000. Das spanische Basketballteam errang die Goldmedaille im Wettkampf für Menschen mit geistiger Behinderung, die Spieler waren aber, wie sich herausstellte, gar nicht geistig behindert.
Für Leistungssportler mit geistiger Behinderung gelten zurzeit drei Kriterien: Ihr Intelligenzquotient darf 75 nicht überschreiten, die geistige Behinderung muss seit der Kindheit vorliegen, und sie muss Einschränkungen im Alltag zur Folge haben.

Artikel vom 26.08.2006