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Begehrter Traumberuf über den Wolken

Trotz zunehmenden Zeitdrucks sind die Stellen als Pilot gefragtÊ- schwieriger Auswahltest

Von Eva Tasche
Hannover (dpa). »Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein«, sang Reinhard Mey vor Jahren mit sehnsuchtsvoller Stimme.

Für die Piloten von Verkehrsflugzeugen ist der Himmel ihr Arbeitsplatz und in Zeiten der Billigflieger ist der Job sicher nicht einfacher geworden. Doch trotz zunehmender Konkurrenz, wachsenden Zeitdrucks und immer strafferen Arbeitsabläufen ist die Faszination geblieben. Pilot ist für viele immer noch ein Traumberuf.
Die Nachfrage nach der Ausbildung ist ungebrochen. Bei der Lufthansa bewerben sich jedes Jahr etwa 3000 bis 4000 junge Leute. Den schwierigen Auswahltest bestehen etwa fünf bis sechs von hundert Bewerbern. 240 Schüler sollen im September in der Lufthansa- Flugschule in Bremen ihre Ausbildung beginnen. Das sind 60 mehr als in den Vorjahren, denn der deutsche Branchenprimus brauche wegen Flottenerweiterung und des wiederanziehenden Geschäfts in den nächsten Jahren zusätzliche Piloten, berichtete ein Sprecher.
Wer bei Lufthansa einen Platz bekommt, hat Glück. Denn zum einen übernimmt die Airline ungefähr die Hälfte der Ausbildungskosten einschließlich Schulung auf einem bestimmten Flugzeugtyp - insgesamt immerhin bis zu 80 000 Euro. Zum andern - und das ist für viele noch wichtiger - winkt anschließend ein Arbeitsplatz. Auch die TUI bildet neuerdings Piloten für den Bedarf der konzerneigenen Hapagfly und Hapag-Lloyd Express (HLX) aus. Der erste Lehrgang mit drei Frauen und fünf Männern läuft seit Mitte April in einer Flugschule in Paderborn. Bei den TUI-Fliegern gehen jede Woche etwa 20 bis 25 Bewerbungen in der Personalabteilung ein.
Der Arbeitsmarkt für Piloten habe sich inzwischen zwar etwas entspannt, sagen die Experten. Lange Zeit aber war es äußerst schwer, einen Job zu bekommen. Dazu beigetragen haben neben Airline-Pleiten und Konjunkturschwankungen auch äußere Faktoren, die die Reiselust beeinflussen. Terroranschläge gehören dazu, Epidemien oder auch Angst um den Arbeitsplatz. Die Anschläge vom 11. September 2001 waren damit auch für Flieger ein »einschneidendes Erlebnis«, sagt Hapagfly- und HLX-Pilot Jörn Mahringer (39). »Das ganze ist ein bisschen entzaubert worden.«
Das gilt vor allem für die vielen Piloten, die noch immer arbeitslos sind. Oft haben sie noch Schulden von der teuren Ausbildung und müssen zudem um ihre Lizenz fürchten, wenn sie regelmäßige Flugstunden nicht nachweisen können. Eine Stunde im Simulator kostet nach Mahringers Worten 3000 Euro. Das ist zu teuer für die meisten.

Artikel vom 26.08.2006