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Das Bielefelder Stadtarchiv, das »Gedächtnis der Stadt«. habe in seinen Augen, so Rath, viele Chancen mit seinem großen Nutzerpotenzial«. Die rund 2000 Besucher pro Jahr reichen Rath lange nicht: Er möchte nicht nur mehr Publikum gewinnen, sondern auch mit den anderen Kultureinrichtungen in Bielefeld enger zusammen arbeiten.
Das Archiv berge einen Schatz an Informationen - für Nutzer, die wissenschaftlich arbeiten wollen, für Schüler, für Heimatforscher, aber auch für Menschen, die mehr über ihre Familiengeschichte in Erfahrung bringen möchten. Rath: »Die Bandbreite, die wir hier bieten können, ist das Spannende.«
Schon heute denkt er an das 800-jährige Stadtjubiläum, das 2014 gefeiert werden kann. Weil es aber auch eine Erwähnung Bielefelds aus dem Jahre 1015 gebe, könnte man getrost auch das »Tausendjährige« begehen.
In Bielefelds Historie habe er sich schon teilweise eingelesen: »Das mache ich unglaublich gern.«
Eigentlich habe er nach dem Abitur Journalist werden wollen, dann aber die Archivarbeit für sich entdeckt. Jochen Rath: »Natürlich muss ich, auch im Freundes- und Bekanntenkreis, immer gegen Klischees angehen, etwa das von den 'staubigen Aktenbergen'« Wobei es »Aktenberge« schon irgendwie trifft. Rath: »Wir haben hier 3000 Meter davon.«
Er betrachtet es als großes Glück, in seinem Beruf auch Arbeit gefunden zu haben: »Stellen sind rar.« Er hat sich bereits mit mehreren Themengebieten intensiv auseinandergesetzt, unter anderem auch mit der Nachweisbeschaffung für ehemalige Zwangsarbeiter. Jedes große Archiv sei ähnlich aufgebaut, die Schwerpunktsetzung variiere jedoch. Im Bielefelder Stadtarchiv fänden sich viele Firmen- und Unternehmensunterlagen, typisch für eine Industriestadt. Man fände aber auch Vereinsarchive. Rath: »Die sind hier gut aufgehoben, zumal, wenn Vereine gar nicht mehr existieren.«
Das Stadtarchiv hat - als einzige kommunale Behörde - das »Recht auf Aktenvernichtung«. Jochen Rath: »Wir beurteilen, was der Aufbewahrung wert ist - unsere Magazine bieten schließlich nicht unbegrenzt Platz.«
Ob die Digitalisierung einen Ausweg bietet, bezweifelt Jochen Rath. Die Speicherung sei das größte Problem dabei: »Die Dateiformate müssten ja auch noch in 100 Jahren zu öffnen sein, die Dokumente müssten authentisch bleiben.«
Rath plant eine Art Serviceoffensive. Seine Anliegen sind gute Beratung und das schnelle Bereitstellen und Aufbereiten von Informationen. Ein Fernziel sei es zudem, die Verzeichnisse von dem, was im Stadtarchiv zu haben bzw. einzusehen ist auch online im Internet recherchierbar zu machen.
Er versteht das Archiv als ein Scharnier zwischen der Verwaltung und den Bürgern. Jochen Rath: »Wir sind dazu da, Verwaltungshandeln transparent zu machen.«

Artikel vom 26.08.2006