25.08.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Ein Kontrapunkt zum
gängigen Kulturmarkt

Guter Auftakt des »Laokoon-Festivals«

Hamburg (dpa). Im leeren Bühnenraum tanzen Stäbe in Sechserreihen und bilden allerlei geometrische Formen. Dann kommt ein Menschenarm ins Spiel - als lebendiger Stab.

Die Deutschland-Premiere »More or Less, Infinity« der französischen Compagnie 111 zum Auftakt des Hamburger Sommerfestivals »Laokoon« begeisterte am Mittwochabend mit ihren Bildern, artistischen Akten und komischen Gags das Publikum.
In ihrem letzten Sommertheater setzt Festivalintendantin Gordana Vnuk wieder einen europäischen Schwerpunkt, bleibt aber dem Konzept treu, einen künstlerischen und stilistischen Kontrapunkt zum gängigen Kulturmarkt zu setzen. In ihrer Begrüßungsrede betonte sie außerdem, in den bisher fünf Festival-Ausgaben habe sich das »Laokoon«-Sommertheater fest in der Stadt verankert: »Die Eigenständigkeit und Eigenwilligkeit wird vom Publikum geschätzt.« Aber es ist das letzte Festival im Zeichen des trojanischen Priesters Laokoon aus der griechischen Mythologie, der die Trojaner vergeblich vor dem hölzernen Pferd warnte. Im nächsten Jahr wird es keines geben. Matthias von Hartz und Amelie Deuflhard legen 2008 ein neues Format auf.
Tanz im ureigenen Sinn versprechen die Deutschlandpremiere von »Double deux«, des Schweizer Choreografen Gilles Jobin, die gestern über die Bühne gehen sollte, und »Borrowed Light« von Tero Saarinen (31.8.).
Erstmals in Hamburg gastieren Inszenierungen von Emma Dante und Bela Pinter. Die Compagnia Sud Costa Occidentale aus Italien entwirft in »mPalermu« ein skurriles Panoptikum des sizilianischen Lebens. Pinter kombiniert in seinem absurden Horrordrama »My Mother's Nose« live gespielte ungarische Volksmusik und postmoderne Theaterformen. Visuelle Bühnenkunst präsentieren Akhe aus Russland mit einer »Faust«-Version und die französische Compagnie Philippe Genty mit »Les Fin des Terres«. Als »Special Guest« kommt aus China das Künstlerkollektiv Living Dance Studio mit der Tanz-Video-Performance »Report on 37.8« zum »Laokoon«-Finale am 9. September.

Artikel vom 25.08.2006