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Traum vom großen Duell

Basketball: Sieg gegen Nigeria - dann warten die USA

Saitama (dpa). Erst Nigeria packen und dann den Top-Favoriten USA herausfordern. Schon vor dem WM-Achtelfinalspiel gegen die Afrikaner am Sonntag (03.00 Uhr/live DSF) träumen Deutschlands Basketballer vom Viertelfinal-Duell mit den Stars aus der nordamerikanischen Profiliga NBA.

Nach dem mit 108:103 siegreichen historischen Verlängerungs- Drama gegen Angola ist der Vize-Europameister bei der 15. Weltmeisterschaft in Japan auf den Geschmack gekommen.
Der Traum von einer Medaille dürfte angesichts der Übermacht der ungeschlagenen US-Amerikaner zwar einer Utopie gleichkommen, doch mit dem Einzug unter die letzten Acht wäre das von Bundestrainer Dirk Bauermann vorgegebene realistische Ziel erreicht. Davor steht aber noch die hohe Hürde Nigeria. Bisher ein Nobody im Weltbasketball, sorgten die Westafrikaner mit ihrem Einzug unter die letzten 16 für eine große Überraschung.
»Wer den Weltmeister schlägt und ihn in der Vorrunde hinter sich lässt, kann so schlecht nicht sein«, sagte Coach Bauermann über den Gegner, mit dem er nicht gerechnet hatte. Der 82:75-Sieg über den Titelverteidiger Serbien und Montenegro ist für den 48-Jährigen Warnung genug. »Ich kenne den Trainer und ein paar Spieler, die alle im Ausland spielen und dort viel Erfahrung gesammelt haben. Das wird alles andere als leicht.«
Der 43-jährige Sam Vincent, ein ehemaliger NBA-Profi der Boston Celtics, Chicago Bulls, Seattle SuperSonics und Orlando Magic, hat in Nigeria einen schlafenden Riesen geweckt und für organisatorische Ordnung gesorgt. Unter seiner Regie kam Struktur ins Spiel. Er schickte die talentiertesten jungen Spieler auf US-Colleges, wo sie sich weiter entwickelten. Schon bald wurden europäische Spitzenclubs aufmerksam und sicherten sich die Dienste der athletischen und talentierten Afrikaner. Einige schafften sogar den Sprung in die NBA wie Ime Udoka (New York Knicks) oder Julius Nwosu (San Antonio Spurs).
Ihr aller Vorbild war der einzige nigerianische Basketballer von Weltruf: Hakeem »the Dream« Olajuwon, der mit den Houston Rockets zwei NBA-Titel (1994/1995) holte und zwölf Mal ins All-Star-Team berufen wurde. Für Aufsehen sorgte der Center, als er sich bei den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta aus patriotischen Gründen weigerte, im Trikot des US-Teams gegen sein Heimatland anzutreten.
Ê Derlei Bedenken hat ein deutscher Spieler nicht. Ademola Okulaja, vor 31 Jahren als Sohn eines nigerianischen Vaters und seiner deutschen Mutter in Lagos geboren, sieht der Begegnung mit gelassener Neugier entgegen. »Ich freue mich auf diese Partie. Ich bin im Alter von drei Jahren mit meiner Mutter zurück nach Berlin gegangen und habe keinerlei Bindung zu diesem Land, wo ich niemanden kenne«, meinte der 2,05 Meter große Flügelspieler.

Artikel vom 26.08.2006