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Ein Lehrling
fährt Bestzeit

Formel 1: Vettel vor Schumacher

Istanbul (dpa). Von Null auf Eins in zwei Stunden: Sebastian Vettel hat einen Traumstart in die Formel 1 hingelegt und sogar Rekord-Weltmeister Michael Schumacher die Bremslichter gezeigt.
Traumstart in Istanbul: Sebastian Vettel (19).
Der 19-Jährige raste in Istanbul bei seinem Trainingsdebüt in der »Königsklasse« prompt auf den ersten Platz - zu seiner eigenen Verwunderung. »Der Ergebnis überrascht mich selbst. Das ist einfach klasse«, schwärmte der Heppenheimer. Im BMW-Sauber benötigte Vettel auf dem 5,338 Kilometer langen Kurs 1:28,091 Minuten. Schumacher war im Vergleich dazu mehr als sieben Zehntelsekunden langsamer.
Lehrgeld musste der Renn-Rookie zwei Tage vor dem Großen Preis der Türkei (Sonntag, 14.00 Uhr/RTL/Premiere) allerdings auch bezahlen: Im ersten Training hatte er vergessen, in der Boxengasse den Geschwindigkeitsregler einzuschalten. »Das wird etwas teuer«, schmunzelte Vettel.
Gleich zum Auftakt das volle Programm für den Teenager, der im Fahrerlager inmitten von Schumacher, Alonso und Kollegen wie der Sieger eines Schüler-Wettbewerbs wirkt, der einen Tag in der Formel 1 gewonnen hat. Doch auf der Rennstrecke zeigte Vettel, dessen Kinderzimmer einst die Fotos von Rekordchampion Schumacher schmückte, was in ihm steckt.
Sehr zur Freude von BMW-Motorsportchef Mario Theissen: »Seine Leistung war tadellos. Die Bestzeit stand gar nicht auf dem Programm, aber es rundet die starke Vorstellung ab«, lobte er seinen neuen Testfahrer.
Vettel nutzte seine Chance eindrucksvoll, nachdem Ex-Weltmeister Jacques Villeneuve entlassen und der Pole Robert Kobica vom Test- zum Stammpiloten aufgestiegen war.
Die Begeisterung stand dem Blondschopf nach seinen rasanten Fahrten ins Gesicht geschrieben. »Was hier in den schnellen Kurven abgeht, ist einfach unbeschreiblich«, sagte er. Es sei allerdings auch schwierig gewesen. »Ich kannte die Strecke nicht. Und ich hatte ja erst einen richtigen Formel-1-Testtag« erzählte der Heppenheimer, dessen Leistung umso höher einzuschätzen ist. »Es ist fantastisch, hier zu sein. Ein Traum ist wahr geworden«.
Vor allem mit Ferrari-Ass Schumacher gemeinsam auf der Piste zu sein, sorgte bei dem Teenager für Begeisterung. »Das ist jetzt hier schon ein komisches Gefühl. Aber das bestätigt einen selbst, wenn man dort ankommt, wo andere bereits sind.«
Schumacher, der sich dem Debütanten geschlagen geben musste, verfolgt die Entwicklung von Vettel mit Interesse und sieht sie mit Wohlwollen. »Es freut mich, dass er seine Karriere stetig fortgesetzt hat, und auch erfolgreich immer wieder Akzente setzen konnte und er jetzt so langsam den I-Punkt drauf bekommt«, meinte der 37-Jährige, der einst bei einem Kartrennen von Vettel vor zehn Jahren die Zielflagge geschwenkt hatte.
Wo Schumacher ist, will Vettel noch hin. Neben Michael, Ralf Schumacher (Toyota), Nico Rosberg (Williams) und Heidfeld sowie den Testpiloten Adrian Sutil und Markus Winkelhock ist der Abiturient der siebte deutsche Pilot, der in dieser Formel-1-Saison eingesetzt wird. Seine erste PS-Reifeprüfung hat der Formel-BMW-ADAC-Meister von 2004 wenige Monate nach seinem Abitur mit Bravour bestanden.

Artikel vom 26.08.2006