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Gewaltausbruch im Kongo:
Bundeswehr verstärkt Truppen

Fallschirmjäger sollen weitere Kämpfe in der Hauptstadt unterbinden

Kinshasa (dpa). Nach drei Tagen der Gewalt zeigt die internationale Gemeinschaft in der kongolesischen Hauptstadt Kinshasa Stärke. Eine Fallschirmjäger-Kompanie der Bundeswehr mit 130 Mann wurde gestern als Verstärkung aus dem Nachbarstaat Gabun eingeflogen, um strategische Punkte in der Stadt abzusichern.
Sie ist Teil der knapp 2000 Mann starken EU-Truppe (EUFOR), die unter deutscher Leitung den Wahlprozess im Kongo absichern soll. Gemeinsam mit den UN-Blauhelmen der MONUC-Friedenstruppe zeigten sie bereits gestern Präsenz. Mittlerweile sind 400 Bundeswehrsoldaten in Kinshas stationiert.
In der Stadt patrouillierten Schützenpanzer spanischer Fremdenlegionäre, die am Vortag den deutschen Botschafter Reinhard Buchholz und 13 seiner Kollegen aus der umkämpften Villa von Vize- Präsident Jean-Pierre Bemba geleitet hatten. »Ich denke, dass wir den Punkt für reine Vorsichtsmaßnahmen überschritten haben. Es wird jetzt notwendig, Teile der Stadt abzusichern«, erklärte der Sprecher der UN-Truppen (MONUC), Kemal Seiki. Er wertete es jedoch als positives Zeichen, dass ausländische Truppen bisher nicht gezielt unter Feuer genommen wurden.
Die Europäische Union (EU) und die Vereinten Nationen forderten von den rivalisierenden Politikern ein Ende der Gewalt. Der für Entwicklungshilfe zuständige EU-Kommissar Louis Michel rief zur »Mäßigung« auf. In einer in Brüssel veröffentlichten Erklärung hieß es, der »Wahlprozess, in den die kongolesische Bevölkerung ihre Hoffnung und ihr Engagement investiert hat«, müsse »unter Respektierung der demokratischen Normen fortgesetzt werden«.
Präsident Joseph Kabila und Vizepräsident Jean-Pierre Bemba forderte er auf, »sich in ihren Äußerungen zu mäßigen und an einem friedlichen und konstruktiven Dialog zu beteiligen, der der beim ersten Wahlgang ausgedrückten Hoffnung der Bevölkerung entspricht«.
Zu den ausländischen Diplomaten, die am Montagabend beim ersten Einsatz der EU-Truppe (EUFOR) in Sicherheit gebracht wurden, gehörte der deutsche Botschafter. Er hatte sich gemeinsam mit dem internationalen Begleitkomitee für die Wahlen im Kongo mit Bemba getroffen, um die Bedeutung friedlicher und demokratischer Grundsätze für den Wahlverlauf zu unterstreichen.
Der Flughafen der Hauptstadt war gestern geschlossen worden. Alle internationalen Flüge wurden gestrichen. Am Vorabend war dort Bembas Helikopter in Flammen aufgegangen. Die Gefechte hatten nach Bekanntgabe der Ergebnisse einer als historisch angesehen Wahl eingesetzt, aus denen Bemba und Präsident Joseph Kabila als Spitzenkandidaten für eine Stichwahl Ende Oktober hervorgingen. Beide machten sich gegenseitig für die Gewalt verantwortlich. Nach unbestätigten Berichten war unter den 25 Toten der Kämpfe in Kinshasa auch ein kongolesischer Kameramann. Journalisten klagten über Einschüchterungsversuche durch die kämpfenden Parteien. Seite 4: Kommentar

Artikel vom 23.08.2006