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Zeichen setzen

Erinnerung, Gegenwart und Zukunft

Sichtbarer Ausdruck des Totengedenkens ist neben der Grabbepflanzung und dem Gräberschmuck das Grabmal. Es hat in der abendländischen Bestattungsgeschichte eine lange Tradition.Das Grabmal markiert den Ort, wo ein Mensch begraben liegt.
Grabmale sind besondere Zeichen der Erinnerung. Wie in kaum einem anderen Lebensbereich gestaltet derjenige, der ein Grabmal setzt, ein Stück seiner eigenen Wirklichkeit, sagt etwas aus über sich und den Toten, seine Beziehung zu ihm, und er gibt etwas von seiner persönlichen Einstellung zu Leben und Tod preis. Im Grabmal gestaltet er Erinnerung, Gegenwart und Zukunft, denn das Grabmal hat viele Jahre oder sogar Jahrzehnte Bestand.
Steht auf dem Familiengrab bereits ein Grabstein, so wird man diesen in der Regel behalten und nur mit einer neuen Inschrift versehen lassen. Ist die Beschriftungsfläche bereits voll beschrieben, bieten sich ein zusätzlicher Liege- oder Kissenstein an.
Fragt man nach der Funktion eines Grabmals, so kann man sich durchaus an seiner Geschichte orientieren. Es ist die Kennzeichnung einer Grabstätte, markiert den Ort, wo ein Mensch begraben liegt und verleiht ihm eine besondere Würde. Der Mensch verscharrt seine Toten nicht, er bestattet sie und hält die Erinnerung an die Verstorbenen - zumindest für eine gewisse Zeit - wach.
Das Grabmal informiert. Es sagt aus, wer hier bestattet ist. Der gut lesbaren Beschriftung mit Vor- und Zunamen, mit Geburts- und Sterbedatum des Verstorbenen kommt deshalb eine besondere Bedeutung zu.
Da das Grabmal eine Grenze zwischen Leben und Tod markiert, kann es in besonderer Weise auch Symbol sein für unsere eigene Einstellung zu Leben und Tod, für die Haltung des Verstorbenen, für die Beziehung zwischen Lebenden und Toten. Alle Funktionen zusammengefasst kann des als Botschaft, als »Kommunikations-Träger« verstanden werden.

Artikel vom 28.10.2006