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Trainer für nur
noch zwei Spiele

Gellhaus meldet sich arbeitslos

Von Matthias Reichstein
Paderborn (WB). Kein Stadion und ein Zweitliga-Team ohne Trainer - Baustellen gibt es beim SC Paderborn genug. Eine neue kommt in knapp drei Wochen dazu. Denn nur noch zwei Spiele, dann ist auch für Interimslösung Markus Gellhaus die Akte SCP geschlossen.

Vor einer Woche hieß das Ziel Rosenaustadion in Augsburg, gestern Abend besuchte Gellhaus das Wildparkstadion in Karlsruhe, um den 1. FC Kaiserslautern zu sehen. Die Beobachtung des nächsten Gegners gehört zu den Pflichtaufgaben des 36-Jährigen, mehr oder weniger freiwillig leitet der Trainer auf Zeit in der Woche die Übungseinheiten und sitzt sonntags als verantwortlicher Chefcoach auf der Bank. »Das bin ich dem Verein und der Mannschaft schuldig«, erklärt Gellhaus fast gebetsmühlenartig, genauso Fragen zu seiner Zukunft: »Es gibt nichts Neues, deshalb hat sich an meiner Haltung nichts geändert.«
Die Haltung war vor einer Woche schon eindeutig, als Gellhaus seinen Rücktritt anbot, dann aber von der Vereinsspitze um Präsident Wilfried Finke doch zum Bleiben bewegt werden konnte. Die Vereinbarung gilt bis zum DFB-Pokalspiel am 9. September beim Regionalligisten 1. FC Magdeburg. Das sind nur noch zwei Begegnungen, dann ist Schluss. Wie es weiter geht, weiß der Fußballlehrer selbst nicht. »Eine schwierige Situation. Ich werde mich dann wohl arbeitslos melden«, sagt der Familienvater.
Tatsache ist aber: Mit jedem Erfolg wird es schwerer, in Paderborn das Trainer-Theater zu beenden, ohne die Person Markus Gellhaus miteinzubinden. Ein Punkt in Braunschweig, drei Zähler gegen Augsburg - damit feierte Gellhaus nicht nur einen guten Start, dem Coach gelang es auch, dass die Spieler zumindest für jeweils 90 Minuten alle Diskussionen rund um ihren Arbeitsplatz unterbrachen, um sich aufs Wesentliche zu konzentrieren.
Wie auch Gellhaus. Der möchte zurzeit über seine Zukunft am liebsten gar nicht reden und will abwarten, zu welcher Entscheidung sich der Verein durchringt. Aber selbst wenn es für ihn ein Angebot geben sollte, zum zweiten Mal nach 2001 die Cheftrainerrolle zu übernehmen, wäre die Unterschrift alles andere als nur Formsache: »Ich traue mir dieses Amt absolut zu. Vor fünf Jahren war ich noch ein dummer Junge, jetzt bin ich viel weiter. Allerdings müssten auch die Voraussetzungen passen.« Wie seine Vorstellungen aussehen, will Gellhaus öffentlich aber nicht diskutieren.
Der Wunsch, das alles passen muss, ist verständlich, weil eins im harten Profigeschäft sonnenklar ist: Sollte Gellhaus ein zweites Mal beim SCP scheitern, wäre er als Chefcoach auf Jahre »verbrannt«.

Artikel vom 22.08.2006