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Jörg Böhme ist wieder zu Hause bei Freunden

Bundesliga-Comeback in Bielefeld voller Energie

Von Hans Peter Tipp
Bielefeld (WB). Er ist wieder da. Nach mehr als 15-monatigem Bundesligaentzug meldete sich Jörg Böhme am Sonntag in nur 30 Minuten eindrucksvoll zurück. Beim 2:3 des DSC Arminia Bielefeld gegen den VfB Stuttgart brachte der Linksaußen eine geballte Ladung Energie ins Spiel.

Schon nach dessen erstem Comeback-Einsatz dürfen sich die Ostwestfalen freuen, mit der zunächst auf ein Jahr befristeten Verpflichtung des 32 Jahre alten Rückkehrers voraussichtlich eine gute Wahl getroffen zu haben, die bald schon für Trainer Thomas von Heesen erste Wahl sein könnte. Und die Liga darf getrost die Rückkehr eines Fußballprofis feiern, der aus dem Rahmen fällt.
Exzentriker, Straßenfußballer oder einfach »der Wahnsinnige«, wie der ehemalige Schalke-Manager Rudi Assauer gern sagte: Es gibt viele Bezeichnungen für das Spezielle, das den Fußballer Böhme ausmacht. Ein ganz leichter Fall war er indessen nie, und häufig genug pendelte er zwischen Genie und Wahnsinn oder - wie Fußballer behaupten - zwischen Welt- und Kreisklasse.
Die Zuschauer begrüßten den Linksaußen, der von 1998 bis 2000 bereits für Arminia aktiv war, mit großem Applaus, was der zehnfache Nationalspieler nicht bewusst zur Kenntnis genommen haben will: »Ich achte nicht darauf, ob die Leute meinen Namen lauter rufen als die anderen. Ich denke, dass ich zwei Jahre hier nicht ganz schlecht gespielt habe. Vielleicht haben die Zuschauer das ja nicht vergessen.«
Das Publikum nahm sich jedenfalls des verlorenen Sohnes an, bevor der es mit einem fulminanten Schuss aus »Böhme-Terrain« - von links aus spitzem Winkel mit links ins lange Eck - zum 2:2-Ausgleich richtig krachen ließ. Auf diesen Treffer hätte der Mannschaftssportler Böhme übrigens gern verzichtet, »wenn wir dafür gewonnen und ich nächste Woche den Siegtreffer erzielt hätte«.
Dann nämlich steht die Rückkehr nach Mönchengladbach an, zu jenem Verein, der ihn viel zu lange von seiner Lieblingsbeschäftigung anhielt. 15 Monate lang musste Böhme seit dem 30. April 2005 untätig zuschauen - eine zu harte Zeit für den Vollblutprofi. Gerade, weil in dieser Zeit auch von Karriereende die Rede war, sei es »natürlich eine große Erleichterung gewesen, dass es mit dem Tor geklappt« habe, betonte Böhme, dem dieses Gefühl deutlich anzumerken war.
Was auffiel bei dessen 30-minütigen Einsatz war die pure Energie und die wilde Entschlossenheit, die er auch per Körpersprache vermittelte. Wenn Abdelaziz Ahanfouf ihn gelassen hätte, hätte der Ex-Schalker nur vier Minuten nach seiner Einwechslung bereits den Handelfmeter für sein Team geschossen. An Selbstvertrauen schien es dem Rückkehrer jedenfalls nicht zu fehlen. Und als der Schütze sich feiern ließ, war Böhme schon wieder am Ball. Da hatte er ihn schleunig aus dem Netz geholt, um allen zu signalisieren: Hier passiert heute noch mehr. So kam es dann auch - leider ohne das gewünschte Resultat.

Artikel vom 22.08.2006