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Von den Spaniern deklassiert

Deutsche Basketball-Auswahl kann Nowitzki nicht in Szene setzen

Hiroshima (dpa). Der von Deutschlands Korbjägern am Wochenende bei der Basketball-Weltmeisterschaft hinterlassene gute Eindruck ist verflogen. 24 Stunden nach dem starken Auftritt beim 80:56-Sieg über Neuseeland kassierte die Auswahl des Deutschen Basketball Bundes mit dem fast deklassierenden 71:92 (41:48) gegen Spanien im dritten Vorrundenspiel ihre erste Niederlage.
Sie muss nun sogar um den Einzug ins Achtelfinale bangen. Von den beiden restlichen Begegnungen morgen gegen Panama und am Donnerstag gegen Angola muss das Team von Bundestrainer Dirk Bauermann eines gewinnen, um das WM-Minimalziel zu erreichen.
»Der erste Platz ist wohl verloren, denn ich gehe nicht davon aus, dass sich die Spanier von Angola noch die Butter vom Brot nehmen lassen werden«, meinte Bauermann nach dem verlorenen vermeintlichen »Endspiel« um den Gruppensieg. Spanien und Angola nach dem 95:73-Sieg über Neuseeland schafften mit jeweils drei Siegen den Sprung unter die letzten 16. Dass ihnen die deutsche Mannschaft folgen wird, glaubt Bauermann felsenfest. »Diese Niederlage ist kein Beinbruch. Wir werden aus unseren Fehlern lernen. Ich bin überzeugt, dass wir unsere beiden nächsten Spiele gewinnen«, meinte der 48-jährige Coach optimistisch, nachdem er nach dem mittleren Debakel seine Fassung wiedergefunden hatte.
»Die Spanier haben heute ein herausragendes Spiel geliefert und Bilderbuch-Basketball par excellence auf höchstem europäischen Niveau gezeigt. Es ist keine Schande, gegen sie zu verlieren«, schwärmte Bauermann von den Iberern, denen er »einen Podiumsplatz, wenn nicht sogar Gold«, zutraut. Bei ihrer erfolgreichen Revanche für die 73:74-Niederlage im Halbfinale der Europameisterschaft 2005 in Belgrad hätten die Spanier »nahezu perfekt« gespielt.
Der Schlüssel zum spanischen Sieg war das erfolgreiche Ausschalten des deutschen NBA-Superstars Dirk Nowitzki, der zusammen mit dem Berliner Demond Greene (beide 14) zwar bester deutsche Werfer war, aber nicht wie gewohnt zur Geltung kam. Allerdings wurde er auch von seinen im Spielverlauf mehr und mehr verzagenden Mitspielern kaum in Szene gesetzt. Als dennoch bester Rebounder (5) und Passgeber (5) stellte sich der 2,13 Meter große Flügelspieler der Dallas Mavericks zu sehr in den Dienst der Mannschaft und damit sein Licht unter den Scheffel.
»Diese Niederlage ist natürlich sehr bitter, vor allem in der Höhe. Aber das Turnier kann noch lange dauern. Eine gute Mannschaft lernt aus solchen Niederlagen, und das müssen wir auch tun«, meinte der Würzburger, der das Duell mit seinem spanischen NBA-Kollegen Pau Gasol (16) nach Punkten verlor. Matchwinner waren indessen zwei Spieler, die den schnellen und attraktiven spanischen Basketballstil verkörperten: Die von der deutschen Deckung nicht zu bremsenden José Manuel Calderon (20) und Juan Carlos Navarro (19).
Nach gutem Start (5:0) ließ sich das deutsche Team zusehends den Spielrhythmus nehmen. Vor allem Spaniens Drei-Punkte-Würfe trafen sie immer dann ins Mark, wenn sie scheinbar aussichtslose Rückstände aufgeholt hatte. Beim 50:51 (23.) war man noch auf Augenhöhe, um dann allerdings jegliche Ordnung zu verlieren und den Gegner mit vielen Ballverlusten und Deckungsschwächen wieder aufzubauen. 11 von 19 spanischen Dreiern trafen ihr Ziel. »Eine solche Quote von 61 Prozent trifft man nicht mal im Training«, meinte Bauermann.
Seiner Mannschaft machte er keine größeren Vorwürfe. »Sie hat gekämpft, aber am Ende hat die nötige Energie gefehlt«, meinte der Coach, dem der Ruhetag heute gelegen kommt: »Das dritte Spiel in drei Tagen hat Kräfte gekostet. Wir kommen wieder«, versprach Bauermann angriffslustig.

Artikel vom 22.08.2006