26.08.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Hochzeit im September
Die Chrysantheme und ihre bewegte Geschichte
Die ersten Chrysanthemen gibt es zwar bereits im August zu kaufen, aber ihre Hoch-Zeit beginnt erst im September.
Dann schmücken dicke Chrysanthemenkugeln die Hauseingänge und Terrassen und in den Balkonkästen leuchten ihre Blüten in Gold, Rot, Braun und Kupfer. Im Gartenbeet blühen die stattlichen Stauden-Chrysanthemen mit margeritenförmigen, halb- oder dicht gefüllten Blüten.
Chrysanthemen gehören traditionell zu unserer Herbstbepflanzung dazu. Doch ursprünglich sind sie keine Europäer und können auf eine bewegte Geschichte zurückblicken.
Genau 16 Blütenblätter mussten es sein, dann galten Chrysanthemen im mittelalterlichen Japan als kaiserlich und waren ausschließlich dem Tenno vorbehalten. Mit ihrer Gestalt erinnern sie unverkennbar an die Sonne, von der das Kaiserhaus der Legende nach abstammt. Sie formen ein perfektes Rad, das weder Anfang noch Ende besitzt und so die Vollkommenheit und Unsterblichkeit des Kaiserhauses symbolisiert.
Heute sind Chrysanthemen auch in Japan Allgemeingut geworden. Aber der kaiserliche Chrysanthementhron, der Chrysanthemenpalast und der Chrysanthemenorden als höchste Auszeichnung machen noch immer die besondere Verehrung deutlich, die man der Blume entgegenbringt. Kein Wunder, dass ganz Japan auf den Beinen ist, wenn alljährlich am 9. September das Chrysanthemenfest gefeiert wird.
Vor den Japanern waren schon die Chinesen von der Schönheit der Chrysantheme begeistert und begannen als erste, die bei ihnen heimische Stammmutter Chrysanthemum indicum zu kultivieren. Zur Zeit von Konfuzius, also 500 Jahre vor Christus, war die Herbstblume bereits als Gartenpflanze allgemein beliebt und verbreitet. Weil sie so spät im Jahr zu blühen beginnt, galt sie als Zeichen der Kraft und Ausdauer. Wer sie aß oder ihre Blütenblätter in Tee oder Sake schwimmend trank, dem winkte angeblich ein langes Leben.
Von China aus kamen Chrysanthemen im 17. Jahrhundert nach Europa, wo sie sich erst einmal mit dem Klima schwer taten und in den Gärten eingingen. Erst das Jahr 1789 wird als Datum der dauerhaften und erfolgreichen Einführung von Chrysanthemen notiert. Ein gutes Vierteljahrhundert später kultivierte man in England bereits knapp 50 Sorten in all den Farben, die uns auch heute begeistern: Gelb, Orange und Kupfer, Braun, Rosa, Rot, Weiß, Beige und Purpur.

Artikel vom 26.08.2006