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Die Spieler
drängen auf
freie Wahl

Streit um Schuhwerk

Berlin (dpa). Nach einem Appell von Präsident Theo Zwanziger hat der Deutsche Fußball-Bund den Schuh-Streit vor dem Spiel gegen Schweden zumindest vorläufig entschärft.
Der Konflikt mit den Nationalspielern wird aber bis zum ersten EM-Qualifikationsspiel am 2. September gegen Irland für weiteren Diskussionsstoff sorgen. Sogar noch kurz vor der WM hatte das Thema viel Aufregung verursacht.
Teammanager Oliver Bierhoff bestätigte, dass der vom damaligen Bundestrainer Jürgen Klinsmann aus disziplinarischen Gründen aussortierte Christian Wörns sich geweigert hatte, in den Schuhen von DFB-Sponsor adidas zu trainieren und zu spielen. Die Suspendierung des Dortmunders erhält somit nachträglich noch eine zusätzliche Brisanz.
Wortführer sind die im Mannschaftsrat vertretenen Miroslav Klose, Jens Lehmann und Christoph Metzelder. Das Trio suchte am Montag das Gespräch mit Zwanziger. Eine dritte Verhandlungsrunde mit dessen Amtskollege Gerhard Mayer-Vorfelder brachte gestern die vorläufige Einigung. Gegen Schweden werden alle Spieler wie gehabt in adidas-Schuhe auflaufen - aber wohl letztmals: Die Profis unterstrichen ihre Forderung, schon gegen Irland ihre Schuhmarke selbst zu wählen.
Sie wollen wie in ihren Vereinen mit Schuhen des Ausrüsters Nike antreten, mit dem sie teilweise private Sponsorenverträge besitzen. Als Druckmittel schlossen sie offenbar sogar einen Länderspielboykott nicht aus. »Ich hoffe, dass dahinter keine wirtschaftlichen Gründe stecken, die die Spieler dazu verleiten«, sagte Zwanziger. Dies habe ihm WM-Torschützenkönig Klose aber glaubhaft versichert. Klose und Kollegen argumentieren, dass sie aus gesundheitlichen Gründen in gewohnten Schuhen spielen müssten. Auch Wörns soll nach einer Verletzung Probleme mit dem adidas-Schuhwerk angeführt haben.
Ein Sponsoren-Konflikt ist für den Teammanager wohl vertraut. Er selbst musste sich bei seinem Dienstantritt beim DFB 2004 mit dem Verband arrangieren. Lange Zeit war er Repräsentant von Nike und warb somit für den größten Konkurrenten des DFB-Sponsors adidas. Sein Engagement für den US-Konzern ließ Bierhoff ruhen.

Artikel vom 16.08.2006