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Kriminelle haben an der Uni nichts zu suchen


Mit dem Anschlag auf den Privatwagen von Universitäts-Rektor Prof. Timmermann hat die Welle der Gewalt an der Bielefelder Hochschule und in deren Umfeld einen neuen schockierenden Höhepunkt erreicht. Seit dem Beschluss des Senats Mitte Juli, Studiengebühren einzuführen, ist keine Woche vergangen, in der nicht Brände im Uni-Gebäude gelegt, Büros verschmutzt oder Häuser von Senatsmitgliedern beschmiert worden wären. Und nun brannte der Pkw des Rektors, der in einer Parkbucht mitten in einem dicht besiedelten Wohngebiet abgestellt war.
Trotz der Aussetzung einer Belohnung von 6 000 Euro gibt es bislang keine Hinweise auf die Täter. Zwar gilt die Unschuldsvermutung, dennoch muss der Schluss zulässig sein, dass die Brandstifter dem Kreis der Studentenschaft zumindest nahe stehen, die am Rande der Senatssitzung im Juli Sicherheitskräften den Generalschlüssel der Uni entrissen haben. Tatsache ist, dass die kriminellen Aktionen unmittelbar nach dem Diebstahl des Schlüssels einsetzten.
Es ist keine Frage, dass es sich über die Einführung von Studiengebühren streiten lässt. Nach den Spielregeln unserer Demokratie sollte dies aber mit dem Austausch von Argumenten geschehen Um für seine Sache einzutreten, kann man sehr wohl auch die Form der öffentlichen Demonstration wählen. Das entsprechende Recht ist in Deutschland weit gefasst. Ist eine Entscheidung getroffen, stehen denjenigen, die in der Abstimmung unterlegen sind, weitere rechtliche Möglichkeiten offen. Die Beschlüsse sind aber auf jeden Fall zu respektieren. Nur so, und nicht anders, kann ein demokratisches Staatswesen funktionieren.
Was seit einem Monat an der Bielefelder Universität geschieht, hat mit Demonstration nichts, aber auch gar nichts zu tun. Kriminelle Gewalttäter sind am Werk. Gott sei Dank sind Menschen bisher nicht zu Schaden gekommen. Aber ein Feuer kann rasch außer Kontrolle geraten. Nicht auszudenken, was Freitagnacht in Dornberg hätte geschehen können, wenn die Flammen auf eines der Häuser übergegriffen hätten.
Der Beschluss, an der Bielefelder Hochschule Studiengebühren einzuführen, war nach allem Anschein Auslöser der Kette der Gewalt. Es wäre aber fahrlässig und falsch, nun »den Studenten«, es sind an der Bielefelder Uni mehr als 20 000, die Schuld in die Schuhe schieben zu wollen. Die jungen Leute sind durch die Bank fleißig und zielstrebig. Sie löcken, was ihr Recht ist, schon einmal gegen den Stachel, lehnen aber in ihrer überwältigenden Mehrheit jede Form gewaltsamer Auseinandersetzung ab.
Um so mehr muss man hoffen, dass es der Polizei schnell gelingt, die Täter zu ermitteln. Im Präsidium schließt man nicht aus, dass es sich um vagabundierende Gruppen handelt, denen jedes Mittel recht ist, Unruhe und Angst zu erzeugen. Sie schaden zudem in erheblichem Maße dem Ruf der Hochschulstadt Bielefeld. Es ist zu hoffen, dass den Tätern schnell das Handwerk gelegt wird. Kriminelle haben an der Uni nichts zu suchen.
Manfred Matheisen

Artikel vom 12.08.2006