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Diese Liebe endet nie
Bis heute bekennt Peter Kraus auf der Bühne: »I love Rock 'n' Roll«
Bielefeld. Peter Kraus war das Rock-Idol mit dem schönsten Schluckauf, den es je gab. Als er in den 50er und 60er Jahren die Hüften kreisen ließ, fielen die Mädchen vor der Bühne reihenweise in Ohnmacht. Doch: »Heutzutage kreischen die Fans schon eine halbe Stunde vor Konzerten etwa von Tokio Hotel. Ich musste dafür früher hart arbeiten. Bei mir kreischten sie erst nach einer halben Stunde«, erinnert sich der heute 66-Jährige. Es reichte eben nicht, einen großen Namen zu haben. Die Stars mussten erst einmal beweisen, was sie wirklich drauf hatten.
In Peter Kraus steckte - und steckt - eine ganze Menge. Das beweist er am Sonntag, 5. November, 20 Uhr, in der Bielefelder Oetkerhalle, wenn er sein musikalisches Leben Revue passieren lässt und dabei bekennt: »I love Rock ÕnÕ Roll!«
Bereits vor zwei Jahren erfüllte sich Peter Kraus mit dem Studioalbum »Rock ÕnÕ Roll is back« einen Jugendtraum. Auf dieser CD wie auch dem Nachfolge-Album »I love Rock ÕnÕ Roll« befinden sich größtenteils Originaltitel aus der Zeit, als der RockÕnÕRoll aufkam. Als der 17-jährige Peter Siegfried Krausenecker aus München damals einen Plattenvertrag angeboten bekam, musste er auf Deutsch singen. Peter Kraus tat das gerne, hat aber in seinem Herzen gleichwohl nie vergessen: Der echte Rock ÕnÕ Roll muss Englisch sein. Also macht der Teenie-Star von einst heute einfach da weiter, wo er einst aufhören musste.
»Ich will meinem Publikum zeigen, welche Musik uns in jungen Jahren ausflippen ließ. Und ich will dazu beitragen, dass der Ruhm des Rock ÕnÕ Roll unsterblich bleibt«, beschreibt Peter Kraus seine Motivation, auf der Bühne immer wieder alles zu geben. Auch seinen Fans wird er einiges abverlangen: »Macht eure Muskeln im Foyer mit Dehnübungen warm. Denn wenn es losgeht, werden eure Körperteile heftig zu zucken beginnen. Und ich möchte nicht, dass einem meiner Fans etwas Ernsthaftes zustößt«, schreibt er augenzwinkernd auf seiner Homepage. Peter Kraus kündigt einen rockigen Abend an, beruhigt aber zugleich alle »Sugar Babies«: Seine Hitschlager werden selbstverständlich auch gespielt.
Schließlich war Peter Kraus früher vor allem wegen »Schwarze Rose Rosemarie« und anderer Schlager und weniger wegen wirklicher Rocktitel erfolgreich. Sein Image als Vorreiter der Jugendbewegung lebte er ohne offene Rebellion gegen die Elterngeneration. Er war lässig, aber nie provokant und gewann die Jugend, ohne die Älteren gänzlich zu verschrecken.
Eine schwarze, nietenbesetzte Lederjacke zum Beispiel besaß Peter Kraus vor 50 Jahren nicht. Erst die Revivalbewegung der 80er und 90er Jahre, als Kraus mit Rock ÕnÕ Roll-Programmen zahlreiche Tourneen unternahm und Fernsehsendungen bestritt, machte sie zu seinem Markenzeichen. Wenn er sie heute überzieht, lässt er alle wissen: »I love Rock ÕnÕ Roll«. Margit Brand

Artikel vom 29.09.2006