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Brandstiftung bei Uni-Rektor

Auto zerstört - Sonderkommission in Bielefeld - 6000 Euro Belohnung

Von Matthias Meyer zur Heyde
Bielefeld (WB). Die Serie von Brandstiftungen an der Universität Bielefeld hat einen neuen Höhepunkt erreicht. In der Nacht zu Freitag setzten Unbekannte das Auto des Rektors Dieter Timmermann in Brand. Die Polizei richtete eine Sonderkommission ein.
Dieter Timmermann
Der schwarze BMW des Uni-Rektors war vor dessen Privathaus geparkt. Offenbar mit Hilfe von Brandbeschleunigern legten die Täter Feuer. Gegen 1.30 Uhr rückte die Feuerwehr an und verhinderte ein Übergreifen der Flammen auf andere Autos. Die Polizei stellte den weitgehend zerstörten Wagen zur kriminaltechnischen Untersuchung sicher.
Noch am Freitag setzte die Polizei eine Sonderkommission bei der Staatsschutzabteilung ein. Diese Einheit wird bei politisch motivierten Straftaten tätig. Universität und Staatsanwaltschaft haben 6000 Euro Belohnung für Hinweise ausgesetzt, die auf die Spur der Täter führen.
Die Serie der Verbrechen an der Universität Bielefeld begann am 12. Juli - an jenem Tag also, an dem der Senat die Einführung von Studiengebühren beschloss. In den folgenden Wochen waren in der Universität zahlreiche Brände gelegt worden - in Toiletten, im Bibliotheksbereich, in den Gängen des Gebäudes sowie vor der Hochschule. Am 12. Juli entrissen Unbekannte während eines Handgemenges einem Wachmann den Generalschlüssel, der 10 000 Räume öffnet. 500 Sicherheitsschlösser besonders sensibler Bereiche und Büros wurden inzwischen ausgetauscht. Auch an der Universität Münster kam es zu einer Reihe von Brandstiftungen.
»Wer Gewalt gegen Sachen anwendet, geht einen entscheidenden Schritt zu weit«, sagte Rektor Timmermann dieser Zeitung. »Ich möchte allerdings vermeiden, dass eine Beziehung zwischen Studenten und Gewalt hergestellt wird.« Ähnlich hatte sich bereits zu einem früheren Zeitpunkt die Polizei geäußert, die von hochschulfernen »Reisenden in Sachen Gewalt« als möglicher Tätergruppe sprach. Timmermann sagte, dass der Anschlag auf ihn »nicht ganz unerwartet« gekommen sei. Im Internet sei ganz offen angedroht worden, der Hochschule und einzelnen Funktionsträgern Schaden zuzufügen, sagte der Rektor. Einen solchen Ausbruch von Hass und Gewalt habe er noch nicht erlebt.
Die Studentenvertretung der Bielefelder Universität zeigte sich am Freitag empört über den Anschlag. »Der AStA lehnt weiterhin jegliche Form von Gewalt im politischen Diskurs ab«, sagte Vorsitzender Jan Binder.
Lokalteil

Artikel vom 12.08.2006