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Falls es auf natürlichem Wege zu keiner Schwangerschaft kommt, hilft bei einigen Paaren hochspezialisierte Medizin wie die künstliche Befruchtung.Viele Paare wünschen sich ein Baby. Bei etwa 15 bis 20 Prozent aller Paare bleibt dieser Wunsch unerfüllt.

Jede siebte Partnerschaft
ist ungewollt kinderlos

Telefonaktion zum Thema »Unerfüllter Kinderwunsch, Schwangerschaft und Geburt«

Von Larissa Kölling
Bielefeld (WB). Statistisch gesehen liegt die Geburtsrate in Deutschland so niedrig wie nie zuvor -Êbei 1,3 Kindern je Frau. Die Ursachen dafür sind vielfältig. Jede siebte Partnerschaft ist zum Beispiel wegen Fruchtbarkeitsstörungen kinderlos. Wer davon betroffen ist, braucht schnell ärztlichen Rat und Hilfe.

Ein unerfüllter Kinderwunsch liegt bei etwa 15 bis 20 Prozent aller Paare vor. Es kann verschiedene Gründe dafür wie hormonelle Störungen oder organische Erkrankungen dafür geben. Die Ursachen für einen unerfüllten Kinderwunsch liegen zu je einem Drittel bei der Frau, beim Mann oder bei beiden Partnern gemeinsam. Von Sterilität ist gemäß der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erst dann die Rede, wenn bei einem Paar nach einem Jahr regelmäßigen Geschlechtsverkehrs keine Schwangerschaft eintritt.
Falls es auf natürlichem Wege zu keiner Schwangerschaft kommt, hilft bei einigen Paaren hochspezialisierte Medizin wie die künstliche Befruchtung. In Deutschland werden jährlich etwa 200 000 Behandlungen mit der künstlichen Befruchtung durchgeführt und 30 000 Kinder geboren.
Ursachen der Sterilität, also der Unfruchtbarkeit von Mann und Frau, können verschiedener Art sein. Dazu zählen hormonelle Störungen oder organische Ursachen. Aber auch andere Faktoren spielen wie genetische Ursachen, Umwelteinflüsse, Medikamente oder vorhandene Erkrankungen wie zum Beispiel Diabetes spielen eine Rolle. In einigen Fällen besteht eine Unverträglichkeit von Samen und Gebärmutterhalsschleim. Hier werden die Spermien von Abwehrzellen (Antikörpern) des Schleimpfropfs zerstört, sodass die Spermien die Eileiter erst gar nicht erreichen.
Ob auch psychosomatische Faktoren wie beispielsweise Stress, Ängste oder Partnerkonflikte eine Rolle spielen, ist anzunehmen. Bei Kinderwunsch sollte aber generell übermäßiger Alkohol, Nikotin- und Kaffeegenuss sowie Stress vermieden werden.
In einem von etwa 100 Zentren in Deutschland beschäftigen sich die Mitarbeiter des Bielefelder »Fertilitycenters« mit jährlich 1300 neuen Paaren, bei denen sich der Wunsch nach Nachwuchs auf natürlichem Weg nicht einstellen will. »Wir bieten in unserer Praxis das gesamte Spektrum der in Deutschland erlaubten Hilfe an. Auch mit der noch sehr neuen IVM-Methode (In-Vitro-Maturation) haben wir bereits eine Schwangerschaft erzielt«, erklärt Dr. Karl Völklein.
Aus ganz Ostwestfalen-Lippe und darüber hinaus kommen die Betroffenen in die Praxis von Dr. Karl Völklein und Paul Ebert, um sich zum Beispiel einer IUI, intrauterinen Insemination, zu unterziehen. Dabei werden ausgewählte Samenzellen direkt in die Gebärmutterhöhle eingebracht (intrauterin), wodurch sie zugleich näher an der Stelle der Befruchtung sind. Paare können für diese Methode in Betracht kommen, wenn eine verminderte Samenqualität vorliegt oder im Sperma eine zu geringe Anzahl an Samenzellen vorhanden ist. Das Verfahren ist äußerst einfach und muss um den Zeitpunkt der Ovulation durchgeführt werden, wobei dies auch in der Arztpraxis erfolgen kann. Um die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft zu erhöhen, wird IUI in vielen Situationen mit der Anwendung von Medikamenten seitens der Frau kombiniert.
Eine weitere Möglichkeit ist die IVF-Behandlung (In-Vitro-Fertilisation). Nachdem die künstlich zur Reife gebrachten Eizellen aus den Eierstöcken abgesaugt wurden, werden sie im IVF-Labor mit den Samenzellen zusammengebracht, wodurch eine Befruchtung stattfinden kann. Wenn die Befruchtung stattgefunden hat, werden in den meisten Fällen zwei Tage nach der Punktion zwei Embryos in die Gebärmutter transferiert.
Die Anzahl der zurückzusetzende Embryonen hängt vom Lebensalter der Frau, der Beschaffenheit der Embryonen und den Erfolgsraten des betreffenden Verfahrens ab. In Deutschland dürfen laut Embryonenschutzgesetz maximal drei Embryonen übertragen werden.
Bis zu 2000 Behandlungen mit diesen beiden Verfahren werden jährlich in der Bielefelder Praxis vorgenommen. »Beim ersten Versuch werden meist nur ein Drittel der Frauen schwanger«, sagt Paul Ebert, der manche Paare damit auf den Boden der Tatsachen zurückholt. »Drei bis vier Versuche sind in der Regel schon notwendig.«
Und das ist eine teure Angelegenheit, denn je nach Versicherungsstatus und Medikamentengabe können bei Inseminationen zwischen 80 und 200 Euro, bei IVF Therapien 1100 und 5000 Euro pro Versuch zu Buche schlagen. Der Weg zum Wunschkind ist also manchmal nicht nur kompliziert, sondern auch teuer und erfordert viel persönliches Engagement.

Artikel vom 18.08.2006