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»Mich kriegt hier
keiner mehr weg«

Beruf: Fischwirt - ein guter Fang

Die ersten Wochen mit dem Hochseekutter auf der Ostsee waren hart. Doch inzwischen sieht Sören Busker auch zehn Meter hohen Wellen gelassen entgegen. Sein zukünftiger Beruf: Fischwirt, Schwerpunkt »Kleine Hochsee- und Küstenfischerei«

Sören Busker lässt die Beine baumeln. Der 15-Jährige ist in einen dicken, dunkelblauen Overall gehüllt und hat es sich gemütlich gemacht auf der »Küchenzeile« in der Kombüse des Trawlers 'Hohe Weg'. Heute muss der Lehrling einmal nicht kochen, denn der Hochseekutter hat für kurze Zeit in seinem Heimathafen in Brake an der Unterweser angelegt. Doch schon bald wird Klarschiff gemacht, und dann heißt es wieder volle Fahrt voraus in Richtung Ostsee. »Wir gehen auf Dorsch«, sagt sein Lehrherr Sven Hullmann. In der Regel ist er mit seiner Mannschaft, zu der neben Sören noch zwei andere Männer gehören, jeweils eine Woche auf See, bevor sie in den Hafen von Saßnitz auf Rügen oder von Rostock einlaufen. Dort wird der Fang gelöscht, den sie zuvor auf See sortiert haben: Zu kleine Fische werden gleich wieder ins Wasser geworfen - die übrigen werden geschlachtet, gesäubert und gekühlt. Etwa alle drei Wochen fahren die Männer für vier Tage mit dem Zug oder Auto nach Hause.
Die erste Zeit auf dem blauweißen Stahlschiff in der Ostsee war katastrophal für Sören. Er war seekrank. So schlimm, dass sein Chef ihm schon nahe gelegt hatte, lieber aufzuhören. Sören beugt sich ein wenig vor, kneift die Augen zusammen und grinst. »Mich kriegt hier keiner mehr weg«, sagt er. Es ist harte Arbeit auf dem Schiff. Die Männer müssen rund um die Uhr einsatzfähig sein. Sören hat sich inzwischen daran gewöhnt. Zur Lehre gehört neben dem Fischfang auch die Versorgung der Mannschaft. Der 15-Jährige hat Kochen gelernt und weiß inzwischen, wie man in der Kombüse Ordnung hält.
Für den schlaksigen Jungen aus Hooksiel (Kreis Friesland) stand schon früh fest, dass er zur See fahren will. »Mein Vater ist Granatfischer, da bin ich schon als kleiner Junge mitgefahren.« Bevor er mit der Lehre begann, wollte er eigentlich eine Klasse in der Schule wiederholen. Doch die Hullmanns nahmen ihn auch ohne Hauptschulabschluss als Lehrling. Und nun ist der Chef überzeugt: »Das war ein guter Fang.« In die Schule geht Sören jetzt auch wieder, allerdings zum Blockunterricht. Zwei Mal jeweils vier Wochen pro Ausbildungsjahr bleibt er dann im Internat in Rendsburg. Da hat er Unterricht in Fächern wie Mathe, Nautik, Biologie, Wirtschaft und Politik, Netz- und Wetterkunde. »Sport haben wir auch«, sagt er und verzieht das Gesicht. »Ich weiß gar nicht wozu.« Bei dem harten Job auf dem Schiff, bliebe er doch sowieso körperlich fit.
In zwei Jahren steht die Prüfung an. Theorie in der Schule, Praxis auf einem Schiff an der Ostseeküste. Dann muss Sören beweisen, dass er den Beruf als Fischwirt in der Konsumfischerei - so nennt sich dieser Ausbildungszweig - beherrscht.
(Quelle: aid infodienst)

Artikel vom 02.09.2006