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Israel und Hisbollah
verschärfen Angriffe

Nahost-Resolution in den UN-Sicherheitsrat eingebracht

Beirut/Tel Aviv/New York (dpa). Unbeeindruckt von einem ersten Anlauf der Weltgemeinschaft zur Beendigung des Blutvergießens in Nahost haben Israel und die pro-iranische Hisbollah ihre Angriffe weiter verschärft.

Auf das schwerste Bombardement im Südlibanon seit Beginn der israelischen Militäroffensive vor dreieinhalb Wochen reagierte die Miliz gestern mit den bisher blutigsten Raketenangriffen auf Nordisrael. Mindestens elf Israelis starben, als in Kfar Giladi nahe der libanesischen Grenze eine Rakete mitten in einer Menschenmenge einschlug. Neun libanesische Zivilisten kamen im israelischen Bombenhagel ums Leben.
Nach tagelangen Verhandlungen brachte Frankreich in Abstimmung mit den USA im Weltsicherheitsrat eine Resolution ein, die beide Seiten zur »vollständigen Einstellung der Feindseligkeiten« auffordert. Zudem wird die Entsendung einer internationalen Sicherheitstruppe in Aussicht gestellt. Die Resolution soll bis morgen verabschiedet werden. Die Hisbollah will einer Waffenruhe aber nur zustimmen, wenn auch der letzte israelische Soldat das Land verlassen hat. Libanons Parlamentspräsident Nabih Berri sagte, die Resolution öffne dem Krieg »Tür und Tor«, weil darin keine Forderung nach einem israelischen Abzug enthalten sei. Israel reagierte dagegen positiv.
Die geplante UN-Resolution zu Libanon ist nach Einschätzung von US-Außenministerin Condoleezza Rice »ein erster Schritt« zur Stabilisierung der Lage im Nahen Osten. Kanzlerin Angela Merkel sprach von einem »wichtigen Schritt«. Außenminister Frank-Walter Steinmeier sagte: »Nun kommt es darauf an, dass der Sicherheitsrat so schnell wie möglich diese Resolution verabschiedet und damit die politische Grundlage für ein Schweigen der Waffen schafft.« Syrien sprach dagegen von einem »Rezept für die Fortsetzung des Krieges«.
Im Südlibanon tobten weiter schwere Bodenkämpfe. Dabei wurden nach israelischen Angaben insgesamt 19 Hisbollah-Kämpfer und ein israelischer Soldat getötet. Drei chinesische Blauhelmsoldaten wurden im Kreuzfeuer verwundet. Bei den schwersten Luftangriffen auf den Süden des Libanons schlugen am Samstag in Grenzdörfern binnen sieben Stunden 4000 Geschosse ein, 15 Menschen wurden verletzt. Kampfflugzeuge bombardierten gestern erneut Ziele im Südlibanon und im östlichen Bekaa-Tal, nachdem allein in der Nacht 80 Angriffe geflogen worden waren.
Bei schweren Gefechten zwischen israelischen Soldaten und der Hisbollah-Miliz wurden in der Nacht zwölf Hisbollah-Milizionäre und ein Soldat getötet. Ein israelischer Soldat wurde gestern bei Kämpfen in Aita al-Schaab getötet. Am Samstag war bei einer israelischen Kommandoaktion nahe der südlibanesischen Hafenstadt Tyrus erstmals auch die libanesische Armee in größere Kämpfe verwickelt worden.
Syriens Außenminister hat ein Übergreifen des Libanon-Krieges auf die Region als begrüßenswert bezeichnet. Weiter sagte er: »Syrien macht sich bereit. Wir werden sofort auf jede israelische Aggression antworten.«
Nach israelischen Angaben sind bislang 89 Menschen, darunter 46 Soldaten, ums Leben gekommen, 499 Zivilisten und 167 Soldaten wurden verletzt. Im Libanon starben 700 Menschen.

Artikel vom 07.08.2006