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Auslese fördert
Forst-Qualität

WESTFALEN-BLATT Serie - Folge 19

Bielefeld (gge). Volker Brekenkamp ist als Abteilungsleiter Forsten beim Umweltbetrieb der Stadt Bielefeld für rund 1850 Hektar Stadt- und 300 Hektar Stadtwerke-Wald zuständig. Für das WESTFALEN-BLATT hat der 54-jährige Diplom-Forstingenieur und Leiter des Tierparks Olderdissen die Geschichte des Bielefelder Stadtwaldes auch unter Berücksichtigung der Hege und Pflege des heimischen Wildes zur Serie »Wald und Wild in Bielefeld« aufgearbeitet.

Jungbestandspflegemaßnahmen und Durchforstungen sind für die ökologische und qualitative Entwicklung der Waldbestände auch in Zukunft, gerade bei dem derzeitigen Überhang an jungen und mittelalten Beständen unverzichtbar. So fördern frühzeitige Auslesedurchforstungen ebenfalls die ökologische Qualität des Waldes, da sich durch den erhöhten Lichteinfall die natürliche Bodenvegetation entwickeln kann und vielfältige Waldstrukturen erreicht werden.
Bei der Waldbewirtschaftung sind Arbeitsverfahren zu wählen, die die Natur so wenig wie möglich belasten (ökologisch vertretbarer Einsatz der Forsttechnik). Auf den Einsatz von Pestiziden ist zu verzichten. Nur in fachlich eingehend geprüften Sonderfällen dürfen Pestizide eingesetzt werden. Maßnahmen zur Verbesserung der Waldhygiene, die in der Regel vorbeugenden Charakter haben, der biologische und mechanische Waldschutz sowie Schutz der natürlichen Feinde der Schadorganismen sind zu fördern (ökologischer Waldschutz).
Grundsätzlich ist eine allmähliche Umwandlung der Nadelholzbestände in Laubwald unter Beachtung der potenziellen natürlichen Waldgesellschaften vorgesehen. Der hohe Anteil an Jungholz bietet im Bielefelder Stadtwald durch entsprechende Bestandspflege gute Voraussetzungen für einen langfristigen Bestandsumbau. Viel versprechende Ansätze leistet hier die Strukturdurchforstung, die den Übergang in eine naturnahe Waldwirtschaft ermöglicht.
Nadelwaldreinbestände sind meist gegen biotische (von Lebewesen verursachte) und abiotische Schadfaktoren anfälliger als Mischbestände. Durch Einbringung und Förderung insbesondere der im Naturwald vorkommenden standortgemäßen Laubbaumarten sollen Nadelwaldkomplexe, die sich überwiegend im südlichen Stadtbereich befinden, zu Mischwäldern umstrukturiert werden. Dieser Baumartenwechsel geht zu Lasten der Kiefer und Fichte.
Die Vermehrung der Laubwaldfläche unter Verwendung bewährter Herkünfte bodenständiger Baumarten und die Erhaltung der natürlichen Waldgesellschaften in ihrer Vielfalt ist erklärtes Ziel. Einen herausragenden Stellenwert hat die Erhaltung, Entwicklung und Vermehrung von Buchenwaldgesellschaften. Ihren Begleitbaumarten wie Esche, Bergahorn, Bergulme und Wildkirsche ist auf Standorten, an denen sie von Natur aus vorkommen, ein angemessener Anteil an der Bestockung zu sichern. Die Erhaltung der örtlich bewährten autochthonen Herkünfte hat grundsätzlich Vorrang. Neben der Buche sind die Stiel- und Traubeneiche in verschiedenen Waldgesellschaften im Raum Bielefeld anzutreffen.
Aus ökologischen Gründen ist ihre Erhaltung und Förderung auf den entsprechenden Standorten zu fördern. Weiterhin sind die durch die planmäßige Forstwirtschaft in Vergessenheit geratenen Nebenbaumarten wie die verschiedenen Ulmenarten, Elsbeere etc. aus Artenschutzgründen zu forcieren.

Artikel vom 06.10.2006