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»Kleine Strolche« bangen um ihr Haus

Immobilie am Lönkert soll verkauft werden - Elterngruppe ist jetzt am Erwerb interessiert

Von Ulrich Hohenhoff (Text)
und Markus Poch (Fotos)
Brackwede (WB). Noch liegt keine Kündigung auf dem Tisch, dennoch macht sich die Elterninitiative »Die Kleinen Strolche e.V.« Sorgen um den Fortbestand der Kindertagesstätte am jetzigen Standort am Lönkert in Brackwede. Denn der Eigentümer des 1952 errichteten Gebäudes, der Immobilien-Service-Betrieb (ISB) der Stadt, möchte Haus und Grundstück verkaufen. Am Erwerb interessiert zeigt sich auch eine Gruppe von Eltern, die das Domizil langfristig für »Die kleinen Strolche« retten möchte.

Von Elternseite ist angedacht, den Gebäudekomplex dauerhaft an die Initiative, die die Kindertagesstätte betreibt, zu vermieten. Die potenziellen Investoren hoffen auf eine Einigung mit dem ISB. »Alles eine Sache des Preises«, sagt Iris Reinken vom Vorstand der Elterninitiative. »Schließlich muss sich die Investition auch für die Käufergruppe rechnen.« Und die hat vorsorglich von einem unabhängigen Architekten schon mal prüfen lassen, welche Maßnahmen und Kosten erforderlich sind, um die Kindertagesstätte weiter betreiben zu können. Allein der Renovierungsrückstau liegt bei rund 150 000 Euro.
Seit 18 Jahren ist die Kindertagesstätte in dem Haus, früher eine Mosterei und dann eine Krawattenfabrik, beheimatet. 1988 wurde das umgebaute Haus vom Paritätischen Wohlfahrtsverband als Hauptmieter übernommen und an die Elterninitiative untervermietet. Und die ist seit 1995 Hauptmieter, hatte einen Zehn-Jahresvertrag, der Ende Juni vergangenen Jahres endete. Das Mietverhältnis verlängert sich seither künftig jeweils von Jahr zu Jahr, wenn es nicht sechs Monate vor Ablauf gekündigt wird. In diesem Jahr geschah das nicht.
2005 hatte die Elterninitiative den ISB um Sanierung der Sanitärbereiche und andere notwendige Reparaturen gebeten, daraufhin wurde ihr mitgeteilt, dass die Immobilie verkauft werden soll. Haus und Grundstück wurden der Elterninitiative zum Kauf angeboten, doch diese nahm nach Rücksprache mit ihrem Dachverband, dem Paritätischen Wohlfahrtsverband, Abstand von der Kaufmöglichkeit als Verein. Iris Reinken: »Zwar hätte es für diese Lösung Zuschüsse und Förderungen gegeben, doch eine Zweckbindung des Gebäudes über 30 Jahre halten wir, insbesondere aufgrund der politischen und finanziellen Diskussionen im Kindergartenbereich, für nicht realistisch.«
Und so bleibt die Hoffnung, dass sich die jetzt zusammengefundene Käufergruppe und der ISB einigen. Iris Reinken: »Wir brauchen eine langfristige Perspektive.« Nicht zuletzt auch deshalb, weil sowohl Eltern als auch Kinder an dem Gebäude hängen und sich hier rundherum wohl fühlen. Zudem haben die Eltern im Laufe der Jahre viele Schönheitsreparaturen in Eigenregie durchgeführt und zum Teil auch finanziert. Neben einer Dachisolierung wurden Fenster eingebaut, in den Jahren 2002/2003 das gesamte Außengelände unter Anleitung der Firma Lebens(t)raum zu einem naturnahen Spielbereich umgestaltet und 2005 eine komplett neue Küche eingebaut.
Die Kindertagesstätte hat zwei Gruppen mit jeweils 15 Kindern im Alter von ein bis sechs Jahren. Die Einrichtung beschäftigt eine Kindergartenleiterin, drei fest angestellte Erzieherinnen und pro Gruppe eine Praktikantin.

Artikel vom 03.08.2006