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Kein Bett mehr frei im Lazarett
der Arminen

Bielefeld gehen die Spieler aus

Von Werner Jöstingmeyer
Bielefeld (WB). »Herzlich willkommen im Lazarett.« Arminias Physiotherapeuten Thomas Horstkötter und Michael Schweika hatten gestern alle Hände voll zu tun. Entsprechend begrüßten sie ihre neuen Patienten im Massage- und Behandlungsraum auf dem Trainingsgelände.

Zehn Tage vor dem Bundesligastart beim Hamburger SV ist die Liste der verletzten Spieler länger als die der gesunden Akteure. »Gut, dass wir heute einen Regenerationstag haben«, meinte Co-Trainer Frank Geideck und zählte die Häupter seiner Lieben: Nur zehn Feldspieler standen ihm beim lockeren Auslaufen zur Verfügung.
Derweil legte sein Torwart-Kollege Thomas Schlieck einen bemerkenswerten Humor an den Tag. »Vorsichtshalber haben wir schon Trikots für meine drei Keeper Hain, Ziegler und Formann anfertigen lassen. Vielleicht müssen sie ja demnächst im Feld spielen.« Damit wären die Drei übrigens in prominenter Gesellschaft: Als Trainer der deutschen Fußball-Nationalelf hatte Berti Vogts bei der EM 1996 wegen anhaltenden Verletzungspechs und Spielsperren dasselbe für seinen Ersatztowart machen lassen. Sein Name: Oliver Kahn.
Neben Vata (Kreuzbandriss), Zuma (Bändereinriss), Böhme (Muskelbündelriss), Ahanfouf (Verhärtung im Oberschenkel), Eigler (Beckenschiefstand), Vacek (Muskelfaseriss), Bollmann (Magen-Darm-Infekt), Gabriel (fiebrige Grippe) und Noch-Testspieler Kocin (Muskelfaserriss) kamen gestern vier neue Sorgenkinder hinzu. Marx, Masmanidis (beide Sprunggelenkverletzung), Borges (Knieschwellung) und Ndjeng hatten das Testspiel gegen VfL Osnabrück (2:0) nicht schadlos überstanden. Der Ex-Paderborner Ndjeng bekam schon zwei Minuten nach seiner Einwechslung einen Schlag aufs Knie und humpelte wieder vom Platz. »Die Bänder scheinen stabil zu sein. Jetzt müssen wir aber erst das Ergebnis einer Kernspintomographie abwarten«, zeigte sich Geideck zuversichtlich, dass kein größerer Schaden entstanden ist.
13 verletzte oder erkrankte Spieler muss Arminia derzeit verkraften. Woran die augenblickliche Misere liegt, konnten Thomas von Heesen und Frank Geideck nicht beantworten. Der DSC-Cheftrainer, der bis heute Mittag in Köln die Schulbank drückt, aber die zweite Übungseinheit am Nachmittag in Bielefeld wieder leiten will: »Wir haben schon gemeinsam überlegt, aber keinen Ansatzpunkt gefunden.«
An eine Überbeanspruchung im Tiroler Trainingslager glaubt Geideck nicht: »Selbst an Tagen der höchsten Belastung sind keine muskulären Probleme aufgetreten.« Der Co-Trainer optimistisch: »Zum Wochenende sind sechs bis acht Rekonvaleszente wieder fit.«
Jörg Böhme nahm gestern zumindest das Lauftraining wieder auf. Er habe danach keine Schmerzen verspürt, versicherte der 32-jährige Linksaußen und wollte seine diagnostizierte Muskelverletzung nicht weiter kommentieren. »Drei Ärzte, vier Meinungen. Ich höre auf meinen Körper und kann dann am besten beurteilen, wann ich wieder voll trainieren kann.«
Trotz des derzeitigen personellen Engpasses herrschte beim Training gute Laune. Vielleicht lag's auch daran, dass Geburtstagskind Markus Schuler (wurde gestern 29) und »Gast« Dennis Eilhoff (wurde vorgestern 24) belegte Brötchen spendierten.

Artikel vom 02.08.2006