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Fauna und Flora pfleglich behandeln

WESTFALEN-BLATT-Serie Folge 9: Der Forst als Hort der gesunden Erholung ist wahres Gold wert

Gadderbaum (gge). Volker Brekenkamp ist als Abteilungsleiter Forsten beim Umweltbetrieb der Stadt Bielefeld für rund 1850 Hektar Stadt- und 300 Hektar Stadtwerke-Wald zuständig. Für das WESTFALEN-BLATT hat der 54-jährige Diplom-Forstingenieur und Chef des Tierparks Olderdissen die Geschichte des Bielefelder Stadtwaldes auch unter Berücksichtigung der Hege und Pflege des heimischen Wildes aufgearbeitet. Lesen Sie heute Folge 9 unserer Serie »Wald und Wild in Bielefeld«.

Erholung und Entspannung in der Natur sind immer entscheidender für die Erhaltung und Förderung der menschlichen Gesundheit geworden. Den steigenden Ansprüchen Rechnung tragend, hat die städtische Forstverwaltung Einrichtungen geschaffen, die die natürliche Attraktivität des Waldes für den Erholungsuchenden steigern. Waldparkplätze, 21 Kilometer ausgewiesene Reitwege, rund 160 Kilometer Wanderwege, Schutzhütten, ein Waldlehrpfad sowie Grill-und Picknickplätze werden angeboten. Letztendlich zählt auch der Tierpark Olderdissen zu diesen Einrichtungen.
Leider lässt sich der Nutzen dieser Wohlfahrtswirkungen für die Bevölkerung nicht wertmäßig ermitteln. »Viele spitzfindige Rechner wären sicherlich überrascht über die hierdurch eingesparten Mittel, zum Beispiel im Krankenwesen«. so Brekenkamp.
Neben diesen als positiv empfundenen Aspekten hat die Erholungswelle auch ihre negativen Begleiterscheinungen. Eine große Belastung stellt die Beseitigung von Abfällen dar. Zudem glauben einige besonders eifrige Freizeitsportler, ihre Sportart auf ganzer Fläche ausüben zu müssen. Sie erreichen so den letzten Winkel im Wald und wirken damit als Störfaktor für Tiere und Pflanzen. Eine weitere Gefahr bilden wilde Feuer- und Grillstellen. Besonders in der nadelholzreichen Senne besteht eine erhebliche Waldbrandgefahr. Brekenkamps Appell an die Waldbesucher: Bitte geht pfleglich mit dem »Freizeitcenter« Wald um! Zerstörungen können Jahrzehnte zur Heilung brauchen.
Von der Gesamtwaldfläche sind rund 75 Prozent als Sonderwirtschaftswald ausgewiesen. Das heißt, dass hier die Erholungs-und Schutzfunktionen besondere Priorität genießen. Weiterhin stehen rund 186 Hektar unter Naturschutz.
Letztendlich liefert der Wald auch noch den umweltfreundlichen und nachwachsenden Rohstoff Holz. Um den Bedarf zu decken, muss etwa die Hälfte des jährlich in Deutschland benötigten Holzes aus anderen Ländern eingeführt werden. Somit betrachtete, kommt auch der Stadtwald nicht um eine Holznutzung herum. Der Stadtwald ist letztendlich auch Einnahmequelle. Ökologie und Ökonomie schließen sich bei der hier angewandten naturnahen Waldwirtschaft nicht gegenseitig aus.
Daneben ist der Stadtwald Arbeitsplatz für städtische Waldarbeiter und beauftragte Fachfirmen. Aus den im Stadtwald jährlich geernteten 5000 bis 6000 Kubikmetern Rohholz werden in der regionalen holzbe- und verarbeitenden Industrie hochwertige Produkte hergestellt, was Arbeitsplätze sichert und den Lebensstandard der Bevölkerung verbessert.
Ziel der Waldbewirtschaftung ist, alle diese Funktionskomplexe zu berücksichtigen. Grundsätzlich steht hier richtungsweisend immer die Einhaltung der Nachhaltigkeit, die vorgibt, dass der Wald so bewirtschaftet wird, dass er den nachkommenden Generationen mindestens in gleicher Weise Nutzen bringt wie der gegenwärtigen.

Lesen Sie Dienstag, 5. September, die 10. Folge unserer Serie »Wald und Wild in Bielefeld«. Thema dann: Der Forst und unser Klima.

Artikel vom 01.09.2006