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Polizei lässt sich von Verkehrsrowdy täuschen

Autofahrer ohne Führerschein zeigt bei Kontrolle einfach die Papiere seines Beifahrers vor


Bielefeld (hz). Hätten die Beamten doch ein zweites Mal hingeschaut: Mit einem simplen Trick narrte ein Autofahrer ohne Führerschein die Polizei. Der 24-Jährige zeigte die Papiere seines Beifahrers vor - und die Ordnungshüter bemerkten es nicht.
Trotzdem ist Ali B. (Name geändert) gestern von der Justiz zur Rechenschaft gezogen worden. Eine Amtsrichterin verurteilte den Türken wegen vorsätzlichen Fahrens ohne Fahrerlaubnis zu einer zweimonatigen Bewährungsstrafe und 500 Euro Geldstrafe. Zudem wurden gegen den Angeklagten zehn Monate Führerscheinsperre und ein vierwöchiges Fahrverbot für alle motorisierten Fahrzeuge verhängt.
Nach Schilderung von Ali B. waren am Tattag, dem 31. Dezember 2005, weder er noch sein Beifahrer nüchtern. Letzterer hatte dem 24-Jährigen die Schlüssel für seinen Pkw überlassen, weil der Landsmann offenbar noch betrunkener war als der Angeklagte.
Auf der Detmolder Straße beendete die Polizei jedoch die Autofahrt nach durchzechter Nacht. Gegen 7.25 Uhr geriet Ali. B. samt Begleiter in eine Kontrolle. Was für den 24-Jährigen ein großes Problem darstellte: Zum einen war er angetrunken (der Alkoholtest ergab einen Wert von 0,53 Promille), zum anderen hatte man dem notorischen Verkehrsrowdy (Einträge wegen Raserei und Trunkenheitsfahrten) längst den Führerschein entzogen.
Mit einer List zog sich Ali B. aus der Schlinge: Der aus Paderborn stammende Angeklagte gab gegenüber der Bielefelder Streifenwagenbesatzung Namen und Anschrift seines Beifahrers an. Dieser wusste nichts davon - Ali B. hatte sich auf der Straße mit den Beamten unterhalten, sein Landsmann war dagegen im Auto sitzen geblieben. Weil der 24-Jährige natürlich nicht die passenden Dokumente vorweisen konnte, wurde er zwecks Personalienfeststellung von Ordnungshütern aus Bielefeld gen Heimat eskortiert, wo ihn schließlich Paderborner Polizisten in Empfang nahmen. Und letztere ließen sich vom Türken in die Irre führen, bemerkten nicht, dass sich der Angeklagte mit Papieren seines Landsmannes auswies, die ihm dessen Bruder zugesteckt hatte. »Zwischen uns gibt es eine kleine Ähnlichkeit«, erklärte Ali B. gestern beim Strafprozess, warum sich die Beamten hatten so einfach täuschen lassen.
Aufgefallen war der Betrug an den Ordnungshütern erst, als der Beifahrer einen Bußgeldbescheid für die Trunkenheitsfahrt erhalten hatte. Der Mann wusste natürlich von nichts, schließlich hatte Ali B. am Steuer des Pkw gesessen.

Artikel vom 01.08.2006