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Der Krieg aus Sicht des Regisseurs

Langversion von Samuel Fullers »The Big Red One« erstmals im deutschen Fernsehen

WDR, 22.15 Uhr: Als Samuel Fullers Kriegsfilm »The Big Red One« 1980 in die Kinos kam, wurde er in Cannes für die Goldene Palme nominiert. Damals war er 113 Minuten lang.

Unter Federführung des Filmkritikers Richard Schickel sind jetzt Szenen, die damals herausgeschnitten wurden, anhand von Fullers letztem Drehbuch wieder eingefügt worden. Die so restaurierte Fassung ist 45 Minuten länger und entspricht nach Ansicht von Kritikern dem, was dem Regisseur vorschwebte - auch wenn es kein »Director's Cut« des 1997 gestorbenen Fuller mehr sein konnte. Der WDR zeigt heute die ergänzte Version zum ersten Mal im deutschen Fernsehen.
Der Film begleitet fünf US-Soldaten durch den Zweiten Weltkrieg und zeigt in vielen kleinen Episoden »ihren« Krieg - von Afrika über Sizilien, die Landung in der Normandie und Belgien bis zur Befreiung der Menschen in einem Konzentrationslager.
Die zentrale Figur ist ein namenloser Sergeant, dargestellt von Lee Marvin. Er hatte schon im Ersten Weltkrieg in der Ersten Infanteriedivision gedient, die wegen der roten Eins an den Uniformen »The Big Red One« genannt wird. Zu den Protagonisten gehört auch Zab (David Carradine), der dem jungen Samuel Fuller nachempfunden ist. Fuller war selbst als Soldat im Krieg an den Einsätzen beteiligt, die er in seinem Film verarbeitet hat. Seine persönlichen Erlebnisse flossen auch in mehrere andere Filme ein, die sich weder als militaristisch noch als pazifistisch einordnen lassen. Es ging Fuller nicht um Helden oder Verbrecher, sondern ums nackte Überleben.
Der Sergeant befehligt seine auf vier blutjunge Soldaten zusammengeschrumpfte Einheit, welcher der Film bei ihren Einsätzen durch halb Europa folgt. Doch wo in anderen Filmen die Siegerpose in den Vordergrund gerückt wird, macht Fuller die Kamera zum Zeugen kleiner, teils absurder Randereignisse. Dazu gehört die Schießerei in einem Irrenhaus, bei der der Krieg das Gesicht eines Wahnsinnigen annimmt.
Samuel Fuller (1911-1997) begann als Journalist und schrieb nach dem Krieg Drehbücher, die er auch selbst verfilmte. Er galt als einer der am wenigsten angepassten Regisseure Hollywoods. Bei seinen Filmen machte er am liebsten alles selbst - das Schreiben, die Produktion, die Regie. So entstand eine ganze Reihe von Actionfilmen mit einer Mischung aus Horror und Humor.

Artikel vom 01.08.2006