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Die »Ulknudel der Nation« starb einsam

Elisabeth Volkmann wurde leblos in ihrer Wohnung gefunden - natürliche Todesursache

München (dpa). Zuletzt lebte sie alleine. Die »Ulknudel der Nation«, »Klimbim«-Star Elisabeth Volkmann, starb einen einsamen Tod. Polizeibeamte fanden sie am späten Donnerstagabend in ihrer Münchener Wohnung.

Eine Freundin hatte sich Sorgen gemacht, weil sie länger nichts von der Schauspielerin gehört hatte. Möglicherweise hatte Volkmann, die nach Behördenangaben am 16. März 70. Jahre alt geworden war, schon einige Tage in der Wohnung gelegen, ehe die Beamten die Tür gewaltsam öffneten. Volkmann lag angekleidet im Flur. Laut Obduktionsergebnis starb sie eines natürlichen Todes.
Das Publikum kannte Elisabeth Volkmann offenherzig in Strapsen und Mieder: Als schrille Jolanthe von Scheußlich in der Kultserie »Klimbim« eroberte sie in den 70er Jahren die Herzen der Zuschauer und avancierte als Mutter der chaotischen Fernsehfamilie zum Star des Unterhaltungsfernsehens. Sie freue sich jedes Mal wieder, wenn die Zuschauer über sie lachen könnten, sagte sie einmal.
Unter der frechen und fröhlichen Hülle allerdings verbarg sich auch eine gute Portion Schwermut. Im Mai gab sie in der »Bild am Sonntag« zu, sie leide an Depressionen, »seit ich denken kann«. Sie wuchs im Ruhrgebiet auf, ihre Kindheit soll schwierig gewesen sein.
Nach dem Tod ihres zweiten Mannes Eberhard Radisch im Januar 2004 sollen Volkmann Depressionen und Panikattacken geplagt haben. »Warum lebe ich eigentlich noch? Wäre doch besser, wenn ich auch tot wäre«, sagte sie der Zeitschrift »Bunte« vor einem guten halben Jahr. Trotzdem ließ sie sich nicht gehen. »Disziplin heißt das Zauberwort, eiserne Disziplin«, betonte sie immer wieder. »Sich Schönheit zu bewahren ist wirklich harte Arbeit, verbunden mit einer guten Portion Eitelkeit.«
Ursprünglich wollte Volkmann Sopranistin werden. Gegen den Willen ihrer Eltern machte sie eine Gesangsausbildung. Ihre Schauspielkarriere begann sie nach dem Abschluss an der Folkwang Hochschule in Essen unter anderem mit komödiantisch-freizügigen Rollen und debütierte auch in Sex-Filmen - eine Art Befreiung aus den kleinbürgerlichen Verhältnissen, in denen sie aufgewachsen war. Später spielte sie auch ernste Rollen, darunter Shakespeare und andere Klassiker. Sie stand in anspruchsvollen Filmen vor der Kamera und war in Krimi-Serien wie »Derrick« zu sehen. Auch arbeitete sie mit dem Regisseur Rainer Werner Fassbinder in Filmen wie »Lili Marleen«, »Lola« und »Die Sehnsucht der Veronika Voss« zusammen.
Seit den 90er Jahren verlieh sie als Synchronsprecherin der Zeichentrick-Mutter Marge Simpson die deutsche Stimme. Ganz allerdings ließ die Schauspielerei sie nicht los. Ein nostalgisches Comeback erlebte Volkmann 2004. Unter dem Titel »Klimbim lebt« fand sich die Fernsehfamilie in alter Besetzung zusammen und versetzte 30 Jahre nach der letzten Folge der Serie die Zuschauer bei einer Bühnen-Tournee in Verzückung.

Artikel vom 29.07.2006