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Eishalle schon
unsicher erbaut

Ermittlungen gegen acht Verantwortliche

Bad Reichenhall (dpa). Massive Mängel bei Planung und Bau waren ursächlich für den Einsturz der Eishalle in Bad Reichenhall, bei dem Anfang des Jahres 15 zumeist junge Leute starben und weitere 34 Menschen verletzt wurden.

Das sei das Resultat mehrerer Gutachten von Sachverständigen, teilte die zuständige Staatsanwaltschaft Traunstein gestern mit. Unglücksursache sei letztlich »die Verkettung mehrerer Mängel und Schäden« gewesen. Die Strafverfolgungsbehörde leitete Ermittlungen gegen acht Verantwortliche ein - wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung und fahrlässigen Körperverletzung.
Als eine wesentliche Einsturzursache nannte die Staatsanwaltschaft die Verwendung eines für das feuchte Sporthallenklima falschen Holz-Klebstoffes. »Die Verwendung dieses Klebstoffes für tragende Bauteile war auch nach den damals bestehenden technischen Regelungen nur in einem trockenen Umgebungsklima zulässig«, hieß es. Das Dach der Eishalle wurde von mehreren dicken Holzträgern gestützt, die jeweils aus vielen Brettern zusammengeleimt waren. Außerdem erkannten die Gutachter schwere Mängel in der Konstruktion der Hauptträger.
Bei den Beschuldigten handelt es sich um vier frühere Mitarbeiter der Stadt Bad Reichenhall, zwei ehemalige Beschäftigte der am Bau des Daches beteiligten Firmen sowie zwei Architekten beziehungsweise Bauingenieuren, die an der Errichtung und Überprüfung der Halle beteiligt waren. Weitere Beteiligte seien bereits gestorben.
Bei Planung und Bau der Halle wurde der Staatsanwaltschaft zufolge von Beginn an von der zugelassenen Bauweise abgewichen. So wurde die zulässige maximale Höhe bestimmter Träger um mehr als das Doppelte überschritten. Eine Genehmigung dafür habe es nicht gegeben, hieß es weiter. Außerdem wurde die statische Berechnung des Daches entgegen den Vorschriften nicht gegengeprüft. »Ohne eine solche geprüfte Statik hätte das Bauwerk nicht errichtet werden dürfen«, betonte die Staatsanwaltschaft. Insgesamt sei die Sicherheit des Gebäudes zu gering gewesen.
Nach derzeitigem Kenntnisstand der Ermittler besteht aber kein Verdacht gegen die Personen, die am Unglückstag, dem 2. Januar, für den Betrieb der Halle verantwortlich waren. Auch wenn die Schneelast den Einsturz ausgelöst habe, sei sie im Grunde nicht ungewöhnlich hoch gewesen. Zuerst habe ein Hauptträger an der Hallen-Ostseite versagt, »reißverschlussartig« sei dann das gesamte Dach eingestürzt.
Weitere Ermittlungen werden den Angaben zufolge noch Monate dauern. Erst dann könne über eine Anklage entschieden werden.

Artikel vom 21.07.2006