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Zustand der Universitäten ist desaströs

Deutschland fast pleite: Sachliche und praxisnahe Debatte über Studiengebühren fehlt



Zum Thema Studiengebühren:
Wer die Zeitung aufschlägt, dem kommt so manche Diskussion nur zu bekannt vor - wie eben diejenige über die Studiengebühren, die bereits mindestens seit 2001 andauern.
Alle denkbaren Klischees werden angeführt, um diese Gebühren entweder zu verteidigen oder zu rechtfertigen. Eine sachliche und praxisnahe Debatte wäre jedoch weitaus nützlicher. Tatsache ist, dass Deutschland nahezu pleite ist und die Steuerzahlungen eines späteren Absolventen die Kosten eines Studiums durchaus nicht decken. Doch wer nun bereits lauthals nach Gerechtigkeit durch Gebühren ruft, übersieht eines: Es gibt derzeit nur wenig (brauchbare) Finanzierungslösungen.
Zukünftig wird es drei Klassen von Studenten geben. Zum einen die, denen die Gebühren dank des wohlhabenden Elternhauses völlig egal sind, diejenigen, die dank BAföG von den Gebühren befreit sind, und die dritte Gruppe derer, die für BAföG angeblich zu »reiche« Eltern haben, denen es aber bereits jetzt schwerfällt, die Semestergebühren aufzubringen. Insbesondere dieser Personenkreis dürfte von Gebühren besonders betroffen sein.
Fair ist: gleiche Chance für alle. Erst wenn dem Gebührensystem ein angemessenes Finanzierungssystem gegenübersteht, erst dann sind Gebühren überhaupt annähernd sozial verträglich.
Davon ist Deutschland aber weit entfernt. Gerechtigkeit für alle bestünde erst dann, wenn alle Personen in gleichem Maße Finanzierungsmöglichkeiten abrufen könnten, wie beispielsweise ein der Inflation angepasstes VolksBAföG.
Doch eines verdeckt diese Art der Diskussion: Der Zustand der Unis ist desaströs. Hörsäle sind allgemein überfüllt, Professorenstellen werden aus Kostengründen oft lange nicht besetzt, und wenn, dann doch oftmals nur auf Zeitbasis. Studiengebühren sollten auch sichere Studienbedingungen gegenüberstehen; davon sind wir jedoch in NRW weit entfernt.
Über eines jedoch darf man sich auch nicht hinwegtäuschen lassen: Ein vernünftiges Konzept hat bislang keine der Parteien vorgelegt, und eine Beteiligung oder Nichtbeteiligung an der jeweiligen Regierung ist nur eine unzureichende Ausrede für den Mangel an Lösungen.
Man könnte meinen, dass die Politik von diesem Problem einfach zu wenig betroffen ist.
CARSTEN KOCH33178 Borchen

Artikel vom 03.08.2006