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Rossi-Show auf dem Sachsenring

Vor der Rekordkulisse platzten wieder einmal die deutschen Hoffnungen

Hohenstein-Ernstthal (dpa). Bei der spektakulären Motorrad-Show auf dem Sachsenring erfüllten sich gestern einmal mehr die Erwartungen der deutschen WM-Starter nicht.
Vor der Rekordkulisse von 219 848 Fans war der Berkheimer Sandro Cortese als 13. des 125-ccm-Rennens Bester beim Heim-Grand-Prix. Die Siege holten sich in teilweise dramatischen Rennen Mattia Pasini (Italien/Aprilia) in der kleinsten Hubraumklasse mit dem 200. Aprilia-Grand-Prix-Sieg überhaupt, der Japaner Yuki Takahashi mit dem 200. Grand-Prix-Erfolg für Honda in der Viertelliter-Kategorie und Valentino Rossi (Italien/Yamaha) in der »Königsklasse« MotoGP.
Niedergeschlagen saß Dirk Heidolf nach dem Rennen der 250-ccm-Klasse in seiner Box. Der Lokalmatador hatte als 16. die Punkteränge knapp verfehlt und sein ehrgeiziges Ziel, beim Comeback nach sechswöchiger Verletzungspause mindestens Rang 13 zu erreichen, verpasst. »Ich hatte in den ersten Runden einfach kein Vertrauen in mein Hinterrad. Da war ich zu vorsichtig, habe die entscheidenden Plätze verloren«, erzählte »Haid«.
Als der Aprilia-Pilot zum Ende hin attackieren wollte, meldete sich sein noch nicht völlig ausgeheilter Kahnbeinbruch in der rechten Hand. »Ich hatte manchmal das Gefühl, als würde ich rechts den Lenker verlieren. Die Schmerzen wurden zum Schluss fast unerträglich, so dass auch keine schnellen Rundenzeiten mehr möglich waren«, bemerkte er und vereiste die Hand mit Spray.
Wutentbrannt schlug Alexander Hofmann (Bochum) im MotoGP-Rennen schon nach zwei Runden auf seine Ducati ein. Als er wenig später in der Box den Helm abnahm, hatte er Tränen in den Augen. »Die Maschine ist nur auf zwei Zylindern gelaufen. Ausgerechnet heute beim Heim-Grand-Prix, wo wir endlich einmal die Chance hatten, im Kampf Mann gegen Mann weit nach vorn zu kommen«, schimpfte Hofmann.
Derweil verkürzte Rossi seinen Rückstand auf den WM-Führenden Nicky Hayden auf 26 Punkte. Nach einem der spannendsten MotoGP-Rennen überhaupt umarmte er in voller Fahrt seine Yamaha und ließ sich von seinen Fans auf der Ausrollrunde ein Trikot der italienischen Weltmeistermannschaft überstreifen. Bezeichnenderweise war es das mit der Nummer 23 von Marco Materazzi, der im WM-Finale gegen Frankreich den Ausgleich erzielt und später Zinedine Zidane so lange provoziert hatte, dass dieser sich zu einer Tätlichkeit hinreißen ließ. »Ich habe Marco getroffen und da hat er mir das Trikot gegeben mit der Aufforderung, es bei einem Sieg auf dem Sachsenring auf dem Podium anzuziehen. So recht dran geglaubt hatte ich aber nicht«, gestand Rossi.

Artikel vom 17.07.2006