17.07.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Raketen
schlagen in
Haifa ein

Hisbollah beschießt Hafenstadt Haifa

Beirut (Reuters). Mit dem schwersten Raketenangriff der Hisbollah-Miliz auf Israel seit mehr als zehn Jahren hat der Konflikt im Nahen Osten eine neue Dimension erreicht. Bei dem Beschuss der israelischen Hafenstadt Haifa wurden gestern acht Menschen getötet und 20 zum Teil schwer verletzt.
Kündigt eine harte Reaktion an: Ehud Olmert.

Israel kündigte weit reichende Konsequenzen an und setzte die Luftangriffe im Libanon und die Militäraktion im Gaza-Streifen fort. Auch dabei gab es Tote und Verletzte. Die USA betonten das Recht der Israelis auf Selbstverteidigung, mahnten jedoch Mäßigung an. Auch Deutschland war um eine Deeskalation bemüht.
Am Morgen schlugen 20 Raketen, die vom Südlibanon abgefeuert worden waren, in und um Haifa ein. Sie richteten schwere Zerstörungen unter anderem an einem Bahnhof an. Bewohner der drittgrößten israelischen Stadt, die 35 Kilometer von der Grenze entfernt ist, flüchteten in Schutzräume. Ministerpräsident Ehud Olmert kündigte eine harte Reaktion an. Sein Land werde sich dem Druck nicht beugen. Angriffe auf Haifa mit seinen 250 000 Menschen kämen dem Überschreiten der »roten Linie« gleich.
Der Kommandeur der israelischen Armee in Nordisrael, Generalmajor Udi Adam, kündigte schwere Angriffe auf den Südlibanon an. Nach diesen Warnungen begannen viele Libanesen, den Süden des Landes zu verlassen. Bei der Bombardierung von Dörfern im Südlibanon kamen gestern Nachmittag mindestens 13 Menschen ums Leben.
Die Hisbollah erklärte, sie habe Dutzende Raketen abgefeuert. Damit wolle sie die israelischen Luftangriffe auf den Libanon und die Opfer unter der Zivilbevölkerung vergelten. Seit Beginn der Militäraktionen kamen im Libanon mehr als 120 Menschen ums Leben. In den vergangenen Tagen hatte die von Syrien und dem Iran unterstützte Miliz 400 Raketen auf Israel geschossen. Dabei kamen insgesamt zwölf Menschen ums Leben, Hunderte wurden verletzt.
Italiens Ministerpräsident Romano Prodi versucht zu vermitteln. Olmert soll der Regierung im Libanon über Prodi die Bedingungen für eine Beendigung der israelischen Offensive mitteilen lassen. Bedingung sei die Freilassung der entführten israelischen Soldaten und der Rückzug der Hisbollah aus dem Südlibanon.
Papst Benedikt XVI. hat sowohl Terrorismus wie militärische Vergeltung im neuentflammten Nahostkonflikt verurteilt. Zugleich forderte er alle Beteiligten auf, auf den »Weg der Vernunft« zurückzukehren. Die Bundesregierung hat am Wochenende knapp 200 Deutschen bei der Ausreise aus dem Libanon geholfen.Themen der Zeit

Artikel vom 17.07.2006