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Kleine Revolution am ersten Berg

Der Franzose Cyril Dessel fährt als Tageszweiter ins gelbe Tour-Trikot

Pau (dpa). Vor dem französischen Nationalfeiertag am 14. Juli ist bei der 93. Tour de France in Pau eine kleine Revolution ausgebrochen. Nobody Cyril Dessel aus Frankreich holte sich gestern das Gelbe Trikot von dem Ukrainer Sergej Gontschar vom T-Mobile-Team.

Die Elite-Fahrer verloren im Ziel der zehnten Etappe in Pau nach 190,5 Kilometern 7:23 Minuten auf die zweiköpfige Spitze um den Etappensieger Juan Miguel Mercado (Spanien) und Dessel. »Das Ergebnis von heute kam auch deshalb zu Stande, weil die Tour 2006 so offen wie nie ist. Aber ich glaube nicht, dass Dessel oder Mercado am Ende in Paris ganz oben auf dem Treppchen stehen können«, sagte T-Mobile-Teamsprecher Luc Eisenga.
Der 31 Jahre alte Franzose Dessel geht an der Spitze des Gesamtklassements mit 3:45 Minuten Vorsprung auf den Dritten, Gontschar, an den Start der heutigen »Königsetappe«. Mercado ist nach dem zweiten Tour-Etappensieg seiner Karriere jetzt Zweiter im Gesamtklassement mit 2:34 Minuten Rückstand auf Dessel.
Andreas Klöden hat 5:35 Rückstand auf den Nobody in Gelb. »Ab Kilometer 40 waren wir alleine vorn. Wir haben die ganze Zeit gut zusammengearbeitet, deshalb hat Mercado den Etappensieg verdient. Einmal im Leben das Gelbe Trikot - das ist super«, meinte Dessel zufrieden.
Die erste - harmlosere - Pyrenäen-Etappe sorgte für unerwartete Turbulenzen im Gesamtklassement: Gontschar verlor nach drei Tagen das Trikot, der spanische Berg-Spezialist vergangener Tage, Iban Mayo, büßte nahe der Heimat mehr als 17 Minuten auf die Favoriten ein. Die GerolsteinerElite um Markus Fothen (Kaarst) und Levi Leipheimer (USA) schien Schwierigkeiten beim von vielen unterschätzen Berg-Auftakt zu haben. Beide retteten sich aber in der ersten Verfolgergruppe mit den Favoriten ins Ziel. Fothen fiel im Gesamtklassement auf den 13. Rang zurück, behauptete aber das weiße Trikot als bester Nachwuchsfahrer.
Mit dem Soudet (1540 Meter) und dem Marie Blanque (1035) mussten am Mittwoch die ersten beiden hohen Berge dieser Tour bezwungen werden. Im Vergleich zu dem, was die Fahrer auf der »Königsetappe« über fünf Pyrenäen-Riesen mit der Bergankunft auf dem 1860 Meter hohen Puerto de Beret erwartet, war die 10. Etappe ein Aufgalopp.
Unterdesssen sieht der Anwalt von Ivan Basso nach Akteneinsicht die Doping-Vorwürfe gegen den suspendierten italienischen Radprofi als unbegründet an. Basso sei aber im Gegensatz zu dem ebenfalls verdächtigten Jan Ullrich bereit, sich einer DNA-Analyse zu unterziehen, sagte Anwalt Massimo Martelli der französischen Zeitung »L'Equipe«.

Artikel vom 13.07.2006