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CDU wirbt bei
Firmen um
Lehrstellen

DGB fordert Sofortprogramm

Berlin (WB/DS/dpa). Die CDU hat eine eigene Lehrstellen-Initiative gestartet. In den Kreis- und Ortsverbänden der Partei sollen Unternehmen bewegt werden, mehr Ausbildungsplätze zu schaffen.
Der DGB legte gestern ein 650 Millionen Euro teures Sofortprogramm zur Schaffung von 50 000 neuen außerbetrieblichen Ausbildungsplätzen vor.
»Wir können nicht akzeptieren, dass tausende junger Menschen keine Lehrstellen finden und damit schon beim Start ins Berufsleben nicht Fuß fassen können, sagte CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla gestern in Berlin bei der Vorstellung der Aktion »Jobstarter«.
Nach Berechnungen der Nürnberger Bundesagentur für Arbeit lag die Differenz zwischen freien Ausbildungsplätzen und unversorgten Bewerbern im Juni bei knapp 195 000. Bundeskanzlerin Angela Merkel rechnet nach eigener Aussage damit, dass im Herbst noch 50 000 Jugendliche ohne Ausbildungsplatz sein werden. In Ostwestfalen waren Ende Juni noch 8500 Jugendliche ohne Lehrstelle bei 2000 noch freien Ausbildungsplätzen.
Merkel will den Ausbildungspakt mit der Wirtschaft weiterentwickeln. Die Wachstumsraten in Deutschland seien so günstig wie schon lange nicht mehr.«
»Was wir mit dem Sofortprogramm erreichen wollen, ist ein Befreiungsschlag auf dem Ausbildungsmarkt«, sagte die DGB-Arbeitsmarkt-Expertin Annelie Buntenbach. DGB-Vizechefin Ingrid Sehrbrock erklärte, die Ausbildung sei weiterhin Sache der Unternehmen, auf eine Ausbildungsplatzumlage könne nicht verzichtet werden. Gleichwohl müsse jungen Leuten noch in diesem Jahr geholfen werden. Nach Vorstellungen des DGB sollen die geschätzten Kosten von 650 Millionen Euro pro Jahr von der Bundesagentur für Arbeit, dem Bund und den Ländern getragen werden.
Das Handwerk sprach sich gegen eine Kürzung der Ausbildungs-Vergütungen aus. »Die Senkung der Lehrlingsvergütung steht im Handwerk nicht im Vordergrund«, sagte Handwerkspräsident Otto Kentzler. Ein Lehrling trage schon im zweiten oder dritten Lehrjahr zur Wertschöpfung des Ausbildungsbetriebes bei. Einige Branchen, etwa am Bau, zahlten gerne höhere Lehrlingsvergütungen als Anreiz, diese Berufe zu ergreifen.
Die Aussagen Kentzlers stehen in Widerspruch zu Forderungen des Präsidenten des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, Ludwig Georg Braun. Dieser regt seit Jahren an, angesichts des Mangels an Ausbildungsplätzen auch über eine Kürzung der Azubi-Löhne nachzudenken.
FDP-Wirtschaftsexperte Rainer Brüderle erklärte, »Gewerkschaften und Schwarz-Rot überbieten sich in Heuchelei«. Neue Ausbildungsplätze entstünden nicht durch Strafabgaben und Zwangsquoten, sondern durch Aufschwung und Flexibilität am Arbeitsmarkt. »Die Gewerkschaften bilden selbst kaum aus, die Regierung verschlechtert durch ihre Politik die Bedingungen für die Ausbildung«, sagte Brüderle.Seite 4: Kommentar

Artikel vom 12.07.2006