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Kinder überfallen
80-jährige Frau

Rentnerin mit Hammer bedroht

Von Stefanie Westing
Bielefeld (WB). Fünf Kinder aus Sennestadt haben am späten Montagnachmittag eine 80-jährige Frau am Netzeweg überfallen. Die mutmaßlichen Täter sind zwischen drei und elf Jahren alt. Bei den Kindern handelt es sich um vier Jungen und ein Mädchen aus zwei Familien.

Wie die Polizei mitteilte, war die Rentnerin am Montag am Sennestadtring einkaufen. Anschließend ging sie Richtung Netzeweg. Gegen 17.55 Uhr wurde sie in Höhe der Schrebergärten plötzlich von fünf Kindern überholt und um Geld angebettelt. Obwohl sie kein gutes Gefühl dabei hatte, zückte die 80-Jährige ihre Geldbörse und gab den Kindern zwei Euro.
Damit gaben sich vor allem die beiden Elfjährigen nicht zufrieden: Wenn die Rentnerin nicht noch mehr Geld herausgäbe, würden sie »Ernst machen«, drohten sie. Dabei schwenkten sie einen Hammer in der Hand.
Die 80-Jährige griff erneut ins Portmonee und überreichte den Kindern weitere vier Euro. Anschließend ließ sie die Kinder, die teilweise verschwistert sind, stehen und ging in die Schrebergartenanlage, von wo aus sie die Polizei alarmierte. Die Beamten gingen mit der 80-Jährigen den Weg ab und fanden zwei der Kinder, elf und acht Jahre alt, die in einem Gebüsch saßen. Die beiden versuchten, zu flüchten, wurden aber gefasst.
Sie erklärten den Beamten, dass der andere beteiligte Elfjährige das Geld habe. Die Mütter der beiden Jungen wurden benachrichtigt - zur Wache brachten sie auch die anderen beteiligten Kinder mit. Zurückgegeben wurden dort auch 3,30 Euro. Wo die anderen 2,70 Euro geblieben sind, konnte Polizeipressesprecher Friedhelm Burchard nicht sagen. Seinen Angaben zufolge wurde eine Anzeige wegen räuberischer Erpressung erstellt, obwohl keines der Kinder strafmündig ist. In Aktion treten wird nun der Sennestädter Bezirksbeamte, der sich mit Eltern und Kindern in Verbindung setzen muss, um die Hintergründe des Vorfalls zu klären. Burchard: »Wir wollen herausfinden, warum die Kinder das gemacht haben. Es könnte ein Erziehungsproblem vorliegen.«
Einschalten wird sich auch das Jugendamt. »In solchen Fällen suchen wir das Gespräch mit Kindern und Erziehungsberechtigen«, sagte Michael Wendt, stellvertretender Leiter des Dienstleistungszentrums - Jugendamt - auf WESTFALEN-BLATT-Anfrage. Wie dann weiter verfahren wird, hängt von den Ergebnissen dieser Gespräche ab. Wendt: »Maßnahmen können gehen von Beratungs- und Betreuungsangebote an die Eltern über eine sozialpädagogische Erziehungshilfe bis hin zur Unterbringung im Heim, wenn die Eltern den Erziehungsverpflichtungen nicht gerecht werden.« Es gelte, Fragen zu klären wie: Handelt es sich um eine Wiederholungstat oder »nur« einen Dumme-Jungen-Streich? Wer war der Rädelsführer? Steckt eine bandenmäßige Organisation dahinter?
Gott sei Dank, betonten Wendt und auch Burchard, seien solche Fälle in Bielefeld nicht alltäglich. Doch einmalig war die Geschichte nicht: Bereits im September hatte ein Achtjähriger an der Teutoburger Straße versucht, eine 88-jährige Rentnerin zu überfallen.

Artikel vom 12.07.2006