15.07.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Zwei schlaflose Nächte

Formel 1: Nur beißender Schumi-Spott für Montoya

Magny-Cours (dpa). Juan Pablo Montoya erholt sich längst im sonnigen Miami - und dennoch ist der ehemalige McLaren-Mercedes-Mann in Magny-Cours in aller Munde.
Mit Bedauern, aber auch Spott reagierten die Formel-1-Fahrer auf das abrupte Grand-Prix-Karriereende des Kolumbianers vor dem Großen Preis von Frankreich am Sonntag. Nachdem Montoya seinen Wechsel in die nordamerikanische Nascar-Serie bekannt gegeben hatte, ersetzte ihn das englisch-schwäbische Team mit sofortiger Wirkung durch Testpilot Pedro de la Rosa. »Ich bin todtraurig«, kommentierte Michael Schumacher sarkastisch den Rausschmiss seines Rivalen.
Im Gegensatz zu seinem Bruder, für den der die Kampflinie bevorzugende Kolumbianer ein rotes Tuch war, bedauerte Ralf Schumacher den Abgang seines Ex-Teamkollegen: »Ich finde es sehr schade. Juan ist ein cooler Typ. Wir haben uns gut verstanden.« Vier Jahre lang fuhren er und Montoya für Williams-BMW. »Es gab keine Politik bei ihm. Er war mir einer der liebsten Kollegen.«
Ralf Schumacher zeigte Ver-ständnis für Montoya. Angesichts seiner Perspektivlosigkeit, bei McLaren-Mercedes oder einem anderen Top-Team ein Cockpit für 2007 zu bekommen, hatte der beschlossen, in die Tourenwagenserie zu seinem Rennstall Chip Ganassi Racing aus alten Indy-Zeiten abzusteigen. »Juan fühlte sich auf den Schlips getreten und hat seine Konsequenzen gezogen.«
Michael Schumacher vergoss dagegen nur ein paar Krokodilstränen. »Ich konnte zwei Nächte lang nicht schlafen«, spottete der Rekord-Weltmeister, der sich mit dem heißblütigen Südamerikaner auf der Strecke mehrfach in den Haaren gelegen hatte. »Wir hatten ein paar interessante Duelle.«
Überrascht reagierten ehemalige Fahrerkollegen. »Es ist seltsam, dass er von einem Tag auf den anderen seine Vorstellungen vom Rennfahren komplett geändert hat und nun in den USA Nascar fährt«, sagte Ferrari-Pilot Felipe Massa. Nico Rosberg meinte: »Das ist auch eine starke Entscheidung, da wahrscheinlich alle Formel-1-Möglichkeiten für ihn ein Schritt zurück gewesen wären.«
Im zweiten freien Training erreichte Michael Schumacher Platz sieben. Weltmeister Fernando Alonso (Renault) belegte Platz zwei hinter dem polnischen BMW-Sauber-Testpiloten Robert Kubica, der auch das erste Training gewann. Hier hatte Schumacher auf seinen Start verzichtet.

Artikel vom 15.07.2006