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Schwake schmollt, Werner grollt

Saison-Rückblick: »Hausgemachter Krach« bei Arminias Fußballerinnen

Von Werner Jöstingmeyer
Bielefeld (WB). Mit großer Euphorie in die Saison gestartet und am Ende mit einem blauen Auge davongekommen. So lautet die Bilanz des Frauen-Fußball-Verbandsligisten DSC Arminia. Abteilungsleiter Michael Joachim gibt sich moderat. Sein Fazit: »Es war eine durchwachsene Spielzeit mit einigen Höhen und Tiefen.«

Die Geister schieden sich am neuen Coach Uwe Werner, der die Nachfolge der Vorsaisontrainer Thomas Laumann und Michael Joachim mit großem Engagement antrat. Der Saisonstart verlief verheißungsvoll. Acht Punkte aus den vier Auftaktspielen, darunter das 1:1 gegen Mitfavorit FC Gütersloh II bestätigten die Aufstiegshoffnungen. Dennoch war die Heimschwäche nicht zu übersehen. Nur ein »Dreier« in der Hinrunde auf eigenem Kunstrasen-Terrain war einfach zu wenig, um oben angreifen zu können.
Der Konflikt zwischen Trainer und Teilen der Mannschaft schwelte und brach im Wintertrainingslager in Barsinghausen offen aus. Michael Joachim erinnert sich: »Sportlich lief es gut, aber rein menschlich war diese Vorbereitung auf die zweite Halbserie eine Katastrophe. Beide Seiten haben sich auseinander gelebt.«
Der Abteilungschef sprach kein Machtwort und sah zu lange zu, wie auch die letzten Ambitionen zerplatzten. Mit nur elf Zählern aus den zwölf Partien der Rückserie geriet Arminia in arge Bedrängnis und wäre sicher abge-stiegen, wenn sich die Mannschaft nicht bis zur Winterpause ein kleines Polster angelegt hätte (15 Pkt). Schriftführer Rainer Schwarz (75), der einst die Sparte Frauen-Fußball im DSC gegründet und geleitet hatte, stellt mit Grausen fest: »Der hausgemachte Krach auf beiden Seiten hat uns das Genick gebrochen. So etwas habe ich in meiner 29-jährigen Geschichte beim DSC Arminia noch nicht erlebt.«
Konfliktstoff lieferte u.a. die Nichtberücksichtigung von Spielführerin Janina Schwake, die nach ihrer langwierigen Fußverletzung zunächst auf eigenem Wunsch im Tor spielen wollte, aber nach völliger Genesung von Trainer Uwe Werner nicht mehr als gelernte Mittelfeldspielerin im Feld berücksichtigt wurde, weil sich die etatmäßige Keeperin Stephanie Emming mittlerweile in der Abwehrkette etabliert hatte. Und die Defensivabteilung wollte Werner nicht auseinanderreißen.
Schwake schmollte, Werner grollte und die Spielerin blieb auf der Strecke. Fortan stand Emming wieder im DSC-Gehäuse und Regisseurin Schwake zog das DSC-Trikot endgültig aus. Am Ende der Saison meldete sie sich gemeinsam mit Jessica Wiengarn in Richtung Spexard ab. Werners Nachfolger Markus Wuckel übernahm am drittletzten Spieltag einen Scherbenhaufen. »Das Team ist in einer fürchterlichen Verfassung«, befand der ehemalige Profi, der momentan für die kommende Saison an einer neuen Truppe zwischen jung und alt feilt. Dabei hilft ihm die gute Nachwuchsarbeit. Joachim Werner und »Wucki« sind sich einig: »Solch eine fürchterlich Saison wollen und werden wir nicht mehr erleben.«
Einsätze (24 Spielerinnen): Nina Philipp, Jeannette Grieswelle (beide 24), Franziska Gleiche, Jana Fiedler, Alexa Mönkemann, Ann-Kristin Smith (alle 21), Almut Buchholz, Stephanie Emming (beide 20), Irmela Bünemann, Jessica Wiengarn (beide 17), Maike Bsufka, Jennifer Kelle (beide 16), Melanie Jockheck, Antje Kreilos (beide 10), Alexandra Müller, Janina Schwake, Jacqueline Backhaus, Vanessa Kelle (alle 9), Kim Jeske (7), Katharina Brinkmann (2), Svenja Netzlaff, Ramona Wulf, Irina Neretin, Jennifer Rauschenbach (1).
Tore (43): Grieswelle (9), Gleiche (7), Wiengarn, Mönkemann (je 6), Philipp (5), Smith (3), J. Kelle, Wolf (je 2), Fiedler, Backhaus (je 1), Eigentor Benhausen).

Artikel vom 12.07.2006