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Schnelle Beine und gute Nerven

Tour de France: Freire mit zweitem Sieg - Zabel wird fabelhafter Dritter

Dax (dpa). Die T-Mobile-Aktie ist bei der Tour de France in Dax weiter auf hohem Niveau gehandelt worden. Der 36-jährige Ukrainer Sergej Gontschar verteidigte gestern sein Gelbes Trikot, seine Bonner Team-Kollegen Michael Rogers (3.), Patrik Sinkewitz (4.) und Andreas Klöden (5.) liegen im Gesamtklassement weiter aussichtsreich in Lauerstellung.

Den Tagessieg auf dem flachen neunten Tagesabschnitt über 169,5 Kilometer von Bordeaux nach Dax sicherte sich in einer Zentimeter-Entscheidung der dreifache Weltmeister Oscar Freire vor dem Australier Robbie McEwen und einem Erik Zabel wie in alten Tagen. Der Spanier gewann seine zweite Etappe in diesem Jahr - auch weil er die besten Nerven hatte: »Ich habe so lange wie möglich gewartet und bin dann erst nach vorne.«
»Das war Eriks bester Sprint dieser Tour. Als Sprinter ist er natürlich heiß auf seinen ersten Sieg, auch wenn er merkt, es wird sehr schwer. Aber wir haben die Hoffnung noch nicht aufgegeben, er ist noch gut drauf«, sagte Milram-Manager Gerry van Gerwen. »Wir robben uns langsam vor«, meinte Teamchef Jan Schaffrath, der im Vorjahr noch an der Seite des 36-jährigen Zabel bei T-Mobile fuhr.
Fabian Wegmann vom Team Gerolsteiner war 15 Kilometer vor dem Ziel in einen Sturz im Feld verwickelt, konnte aber ohne große Blessuren sofort weiter fahren.
Sein Team-Kollege Markus Fothen verteidigte zwar sein Weißes Trikot als bester Nachwuchsfahrer, rutschte aber auf den neunten Platz zurück. Er hatte im turbulenten Finale 13 Sekunden verloren, als vor ihm eine Lücke von mehreren Metern entstand, die bei dem enormen Schlusstempo keiner mehr schließen konnte.
Einen Tag nach dem Ruhetag hatte gestern die Stunde von Christian Knees geschlagen. Der 25-jährige Tour-Debütant aus dem Milram-Team fuhr in einer dreiköpfigen Ausreißergruppe eine Zeit lang als virtueller Träger des Gelben Trikots. Zwischenzeitlich acht Minuten Vorsprung ließen den Team-Kollegen von Erik Zabel zu diesem Zeitpunkt - theoretisch - ins Trikot schlüpfen.
Aber die Teams der an einem Sprint interessierten Fahrer leisteten wieder Maßarbeit und stellten die drei Ausreißer 3500 Meter vor dem Ziel. Vorher hatte Knees noch zwei Mal verbissen versucht, sich mit erneuten Attacken gegen das Einholen zu stemmen.
Der Bonner Knees, der im April »Rund um Köln« gewann, hatte als erster schon acht Kilometer nach dem Start in Bordeaux attackiert. Neun Kilometer später stießen die Franzosen Walter Beneteau und Stéphane Auge dazu. Aber ihnen war kein Glück beschieden, obwohl die Statistik für sie sprach: Alle bisherigen drei Zielankünfte der Tour in Dax endeten mit Ausreißererfolgen. Mit 1,94 Meter Körpergröße gehört Knees, der in dieser Saison bereits den Giro d'Italia bestritten hat, zu den längsten Fahrern im Peloton.
Auf der ersten Pyrenäen-Etappe (heute von 11.35 bis 18.05 live bei ZDF und Eurosport), aber vor allem morgen beim Ritt über fünf Anstiege mit der Bergankunft auf dem Pla-de-Beret warten nun jedoch andere Schwierigkeiten auf die Teilnehmer der 93. Frankreich-Rundfahrt als bisher.

Artikel vom 12.07.2006