12.07.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Solidarität ein Schlüssel
zur Bekämpfung der Armut

Denkschrift der Evangelischen Kirche in Deutschland

Berlin (dpa). Das Bildungssystem und die Familienpolitik in Deutschland benachteiligen nach Ansicht der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) die sozial Schwächeren in der Gesellschaft.

Gleichzeitig plädiert die Kirche unter Hinweis auf internationale Vergleiche dafür, die Finanzierung der Sozialen Sicherungssysteme »verstärkt und nachhaltig über Steuern sicherzustellen«.
In einer gestern in Berlin vorgelegten EKD-Denkschrift zur Armut in Deutschland mit dem Titel »Gerechte Teilhabe« sieht die EKD einen »hohen Nachholbedarf« bei der »Entwicklung von Eigenverantwortung und Solidarität«, wo der Schlüssel für eine wirksame Armutsbekämpfung liege.
Nach Ansicht der EKD schützt das deutsche System der Elementar- und Schulbildung »im Ergebnis nicht nur zu wenig vor Armut, sondern weist erhebliche selektive Strukturen auf, die materielle, kulturelle und soziale Trennungen reproduzieren«. Es trage so dazu bei, dass der Schulerfolg eines Kindes vergleichsweise zu sehr von seiner sozialen Herkunft und zu wenig von seinen Begabungen bestimmt werde.
Mit ihrer Kritik am deutschen Bildungssystem schließt sich die EKD der Auffassung der UN-Menschenrechtskommission an, die auch den zunehmenden Bildungs-Föderalismus in Deutschland für die negativen Auswirkungen verantwortlich machte. Sie kam zu dem Ergebnis, dass sich soziale Ungleichheiten in Deutschland in den Bildungschancen der Kinder widerspiegelten.
Ein weiteres wichtiges Feld zur Bekämpfung von Armut ist nach Ansicht der Evangelischen Kirche die Familienpolitik. So begrüßenswert viele Maßnahmen zur Verbesserung der Situation von Familien im Interesse einer Steigerung der Kinderzahlen auch seien, der Schwerpunkt liege dabei aber in der Erleichterung der Situation relativ Besserverdienender.
Die große Zahl von Kindern in Armut werde durch diese familienpolitischen Maßnahmen nicht erreicht, meint die EKD. In dieser Hinsicht sei der kostenlose Zugang zu Kindertagesstätten vom zweiten Lebensjahr an der richtige Weg. Einer besonderen Aufmerksamkeit bedürfe die Situation Alleinerziehender.

Artikel vom 12.07.2006