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Wett-Schnorcheln im Sumpf

Der WM-Spaß geht weiter: »Spritztauchen«, Sauna und Luftgitarre

Von Jörn Poltz
Hamburg (dpa). Weltmeister im Sumpfschnorcheln, weltbester »A....bomber« oder Luftgitarrist - im Sommer haben Wettbewerbe um skurrile Meistertitel Saison. Nach der wochenlangen Partystimmung bei der Fußball-WM geht damit für viele der Spaß weiter.

Als ob es nicht heiß genug wäre, findet mitten im August die Sauna-Weltmeisterschaft statt - natürlich in Finnland. »Die Finnen machen das zu dieser Jahreszeit, weil's dann hell ist«, erklärt Roland Scholl vom Sauna-Verein in Stralsund. Die Vorpommern schwitzten bei der vergangenen WM für Deutschland und veranstalten am 25. und 26. August auch die deutsche Meisterschaft. Bei den »Sauna-Sportlern« geht's darum, bei 110 Grad Celsius und halbminütigen Aufgüssen möglichst lange auszuhalten. Den Weltrekord hält ein Finne, der sich 13 Minuten und 47 Sekunden in dem Nebel kochen ließ.
Was für den einen in der Freibad-Saison einfach nur ein Jux ist, das betreiben andere als Extremsport: In Deutschland wird bereits mit gewisser Tradition alljährlich der weltbeste »A....bomber« gekürt. »Wir haben daraus eine echte Sportart gemacht«, sagt WM-Erfinder Oliver Schill. Der bevorstehende Wettkampf der Weltbesten steht vom 11. bis 13. August in Dillingen im Saarland an. Vom Zehnmeterbrett lassen sich die Kandidaten mit gekonnten Salti, Schrauben und ohrenbetäubendem Knall derart ins Wasser plumpsen, dass mit dem Popo die größte denkbare Wasserverdrängung stattfindet. »Je weiter es spritzt, desto besser«, erklärt Macher Schill. Weil den Veranstaltern der etwas vulgäre deutsche Begriff zu wenig international klingt - die Teilnehmer kommen aus sechs Ländern -, sprechen sie neuerdings auch vom »Splashdiving« - Spritztauchen. Das hilft auch jenen, denen das andere Wort nur schwer über die Lippen geht.
Akrobatik ist auch bei der Meisterschaft im Luftgitarre-Spielen gefragt, wenn Pantomime-Gitarristen zu Rockmusik aus der Konserve ihre nicht vorhandenen Instrumente traktieren. »Die Gitarre muss Luft, also unsichtbar sein«, heißt es ausdrücklich in den deutschen Teilnahmevorschriften. Ausdruckskraft ist bei dem Bühnenauftritt der Künstler ebenso gefordert wie Technik. Populär wurde das Luftgitarrenspiel nach einem Auftritt der britischen Rocklegende Joe Cocker 1969 in Woodstock. Ausrichter der WM ist auch in diesem Fall Finnland. Anfang September werden dort Teilnehmer aus elf Ländern antreten. Der deutsche Meister wird am 29. Juli in Berlin gekürt.
Weltmeister im Erfinden skurriler Wettbewerbe sind wohl die Briten. So kämpfen in der walisischen Ortschaft Llanwrtyd Wells alljährlich im August mehr als 100 Exzentriker um die Weltmeisterschaft im Sumpfschnorcheln. Sieger ist, wer einen 50 Meter langen, schlammigen Graben am schnellsten durchquert. Erlaubt sind Schwimmen und Tauchen. Beim Sportdress herrscht dagegen Freistil - so stürzen sich manche Teilnehmer auch im Anzug in den Sumpf. Den WM-Titel holte im vergangenen Jahr der 26 Jahre alte Feuerwehrmann Iain Hawkes aus Bristol. Gefeiert wurde auch die 70-jährige Angela Glendenny - sie kam als Letzte ans Ziel.

Artikel vom 12.07.2006