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Kampf ums Öl
wird schärfer

Reportage über Machtstrukturen

3sat, 20.45 Uhr: Seit Jahren kennt der Ölpreis mittelfristig nur noch eine Richtung: nach oben. Die Ölförderung läuft auf Hochtouren, doch der Markt ist leergekauft. Besonders die USA und China tragen zur steigenden Nachfrage bei.

Wie sich die amerikanische Supermacht und die aufstrebende asiatische Weltmacht auf den Ölmärkten gegenseitig Konkurrenz machen, illustriert die Reportage »Kalter Krieg ums Öl - die USA und China auf Kollisionskurs«. In ihrem Film über den »Kampf um die letzten Öl-Reserven der Welt« - so der Untertitel - stellt die Autorin Doris Ammon einige besonders umstrittene Förderländer und ihre internen Machtstrukturen vor. So haben sich etwa die Hoffnungen der USA, mit irakischem Erdöl die Kriegskosten dort zu finanzieren, nicht erfüllt. Und das, obwohl inzwischen amerikanische und britische Ölfirmen die Förderung im Irak beherrschen.
Im Sudan, wo die USA und der Westen mit Sanktionen einen Völkermord in der Provinz Darfur verhindern wollen, hat China bereits drei Milliarden US-Dollar in die Ölförderungs-Infrastruktur investiert. Der Sudan gehört ebenso wie Nigeria zu den Schwerpunkten der chinesischen Ölpolitik; etwa 60 Prozent der sudanesischen Ölförderung gehen nach China, das größter Waffenlieferant des Sudan ist. In Nigeria sind einerseits amerikanische und europäische Ölkonzerne präsent, andererseits hat auch China dort Fuß gefasst. »Leise und diskret« habe sich Peking in den afrikanischen Ölmarkt eingekauft, heißt es in dem Film.
Gute Kontakte unterhalten die Chinesen weltweit zu Staaten, die den USA kritisch bis feindlich gegenüber stehen. Zu ihnen gehört auch das Ölförderland Venezuela mit seinem linksnationalistischen Präsidenten Hugo Chavez. Dabei haben es sich die USA nach Meinung des Erdöl- und Wirtschaftsexperten F. William Engdahl selbst zuzuschreiben, dass Politiker wie Chavez oder sein gleichgesinnter bolivianischer Kollege Evo Morales heute in Amt und Würden sind.
Nach Expertenprognosen könnte die Ölproduktion in fünf bis zehn Jahren ihren höchsten Stand erreichen. Danach gehe es abwärts - obwohl der weltweite Bedarf steigt. Der Sturm auf die Ressourcen hat begonnen und wird immer mehr zum Konfliktstoff.

Artikel vom 12.07.2006