12.07.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Bentrups Wellen« nach 50
Jahren wieder in Sichtweite

Am Campingplatz Quelle könnte ein Badesee entstehen

Von Markus Poch
Quelle (WB). Seen sind Mangelware im Raum Bielefeld. Wohl deshalb erregen alle Projekte, die mit der Schaffung größerer Wasserflächen zu tun haben, viel Aufsehen. Das war und ist beim geplanten Sennesee so, das wird ähnlich sein bei dem, was jetzt in den Köpfen der Queller Familie Meyer zu Bentrup Konturen bekommt: ein sieben bis acht Hektar großer Badesee. Er soll den Nutzern des Campingplatzes vorbehalten bleiben, den Rolf Meyer zu Bentrup (34) betreibt.

Es geht um die 19 Hektar große, stark abschüssige Ackerfläche zwischen dem Hof Meyer zu Bentrup und der Bundesstraße 68: Hier wachsen seit Jahren Erdbeeren, Spargel und Weihnachtsbäume, doch die Zukunft der Felder könnte ganz anders aussehen. Im Zusammenhang mit dem Bau der Trasse für die Autobahn 33 könnte es hier, wo derzeit noch der Meyerweg den Hof mit der Bundesstraße verbindet, zu einer massiven, zweckgebundenen Sandabgrabung kommen. Die Rede ist derzeit von 900 000 Kubikmetern Bodengrund, die das Papenburger Bauunternehmen Johann Bunte für den Autobahnbau verwenden will - für Dämme, querende Dämme und Brücken. Dazu benötigt es allerdings die Genehmigung sowohl der Bezirksregierung Detmold als auch des Bielefelder Umweltamtes. Entsprechende Anträge sind gestellt.
Wegen der Größe der angestrebten Baumaßnahme muss der Regionalplan »Gebietsentwicklung für den Regierungsbezirk Detmold, Teilabschnitt Oberbereich Bielefeld« geändert werden. Die Planungsunterlagen liegen aktuell, wie das WESTFALEN-BLATT bereits berichtete, bis zum 6. Oktober bei der Bezirksregierung Detmold sowie im Bauamt der Stadt Bielefeld aus. So lange können Personen, deren Belange berührt werden, dazu Stellung nehmen. Ähnlich ist es beim wasserrechtlichen Planfeststellungsverfahren des Umweltamtes, das prüft, wie dieser Eingriff in den Naturraum und den Grundwasserhaushalt des Ortsteils Quelle zu bewerten wäre. Die Unterlagen dazu sind zwischen 1. August und 1. September im Umweltamt und im Bezirksamt Brackwede einzusehen.
Nach Auskunft von Umweltamtsleiter Martin Wörmann wird es im Oktober auch einen Erörterungstermin geben. Die Erkenntnisse daraus fließen zusammen mit den eingereichten Stellungnahmen in die Gesamtauswertung ein. Wird der Abgrabungsantrag genehmigt, was noch Ende 2006 passieren könnte, heißt das aber noch nicht, dass der See beschlossene Sache ist. Dann erst muss das Papenburger Unternehmen die europaweite Ausschreibung des »Landesbetriebs Straßen NRW« zum Bau der A 33 für sich entscheiden. »Und dabei erhält die Firma mit dem wirtschaftlichsten Angebot den Zuschlag«, erklärt Lothar Krämer, Abteilungsleiter Bau der Niederlassung Bielefeld.
Es liegen also noch ein paar Steine auf dem Weg zu einem Freizeitgewässser im Herzen Quelles. Die Meyer zu Bentrups könnten gut mit, aber auch gut ohne Badesee leben. »Trotzdem wäre es schön, wenn ich direkt vor der Haustür etwas zum Plantschen hätte«, sagt Landwirt Claus Meyer zu Bentrup (39). »Das wäre ja so etwas wie die Rückkehr von ÝBentrups WellenÜ«. In der Tat hatte es bis in die 1950er Jahre auf dem Familiengelände, ganz nah am Campingplatz, das Waldbad Quelle gegeben, das unter seinen Gästen diesen Spitznamen trug.

Artikel vom 12.07.2006