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Kinder oder Karriere?
Schwierige Arbeitsbedingungen für berufstätige Mütter - Firmen denken um
Kindererziehung ist in Deutschland immer noch Frauensache. Das ist besonders an der geringen Erwerbstätigkeit von Frauen mit Kindern abzulesen.
Fast ein Drittel aller Mütter mit Nachwuchs zwischen 15 und 17 Jahren geht keiner Beschäftigung nach. Und nur knapp 37 Prozent arbeitet Vollzeit. Sind die Kinder jünger, sind es sogar noch erheblich weniger. Dagegen liegt der Anteil der Väter, die Vollzeit beschäftigt sind, unabhängig vom Alter der Kinder durchgängig bei etwa 84 Prozent.
Die Gründe hierfür sind vielfältig. Am häufigsten wird eine generelle Unvereinbarkeit von Familie und Beruf beklagt. Die wohl größten Herausforderungen für Mütter, die einem Fulltime-Job nachkommen wollen, stellen die fehlende Ganztagsbetreuung für die Sprösslinge und - gerade in kleineren Unternehmen - der Mangel an flexiblen Arbeitszeitmodellen dar.
So haben auch gut ausgebildete Frauen kaum die Möglichkeit, ihre Karriere fortzusetzen, nachdem sie ein Kind bekommen haben.
Nicht nur für die Frauen selbst, sondern auch für Unternehmen ist es nachteilig, wenn Frauen nach der Elternzeit nicht an ihren Arbeitsplatz zurückkehren. Wertvolles Potenzial und Know-how gehen so verloren. Dass viele Firmen dieses Problemfeld erkannt haben und Maßnahmen dagegen ergreifen, davon zeugt zum Beispiel der Wettbewerb »Erfolgsfaktor Familie 2005«. Hier zeichnet die Bundesregierung Unternehmen für vorbildliche familienfreundliche Personalpolitik aus.
Ein Beispiel: der Sonderpreisträger »Forum Frauen in der Wirtschaft«. In diesem, vor zehn Jahren gegründeten Netzwerk sind Frauen aus 20 großen Unternehmen - darunter der Volkswagen Konzern und die Volkswagen Bank GmbH, die Merck KGaA und die Deutsche Lufthansa - organisiert, die sich unter anderem für die Belange berufstätiger Mütter einsetzen.
»Unser gemeinsames Ziel ist es, die Beschäftigten darin zu unterstützen, die Anforderungen des Berufslebens mit denen des Privatlebens in Einklang zu bringen«, sagt Barbara Rupprecht von der Volkswagen Bank. »Damit wollen wir die Chancengleichheit sowohl zwischen Männern und Frauen als auch zwischen berufstätigen Müttern und kinderlosen Frauen fördern.«
Die Strategien, die Arbeits-Lebens-Balance der Mitarbeiterinnen zu verbessern, sehen bei jedem Unternehmen anders aus. »Bei uns beispielsweise geschieht dies durch flexible Arbeitszeitmodelle, die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten (Telearbeit) sowie die Unterstützung der Eltern bei der Suche nach Tagesmüttern«, erklärt Rupprecht.
Dass sich diese Investitionen nicht nur für die Mütter, sondern auch für die Unternehmen auszahlen, wurde durch die Erfahrungen der Unternehmen bereits belegt: Die Mitarbeiterinnen sind motivierter, stärker belastbar und somit produktiver. Zudem bleibt den jeweiligen Firmen mit ihren Mitarbeiterinnen auch deren wertvolles Wissen erhalten. (np)

Artikel vom 22.07.2006