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Jörg Ludewig hofft und bangt

Magentafarbenes Happy-End ebenso möglich wie das Ende der Karriere

Von Sören Voss
Steinhagen (WB). Die sportliche Zukunft des Steinhagener Radprofis Jörg Ludewig (Foto) ist weiter ungewiss.

»In den vergangenen Tagen ging es drunter und drüber. Mein ganzes Umfeld war in einem Schockzustand. Aber Radsport ist mein Leben, und ich möchte, dass das auch so bleibt«, sagte der 30-Jährige gestern gegenüber dem WESTFALEN-BLATT.
Trotz der Veröffentlichungen seiner Doping-Anfrage aus dem Jahr 1998 am Mittwoch hat der T-Mobile-Fahrer seine Hoffnung nicht aufgegeben, auch zukünftig für ein Pro-Tour-Team in den Sattel steigen zu dürfen. Ludewig unterstreicht: »Das Team T-Mobile geht unglaublich fair mit mir um. Sie haben mich bisher nur aus dem Rennplan genommen, alles weitere klären die Anwälte.«
Hierbei sind vier Varianten denkbar. Unwahrscheinlich scheinen die radikalen Möglichkeiten, den Fahrer entweder sofort wieder einzusetzen oder ihn direkt zu suspendieren. Für einen Rauswurf dürften die juristischen Beweise nicht ausreichen. Bei einem Renneinsatz hingegen stünde der Steinhagener vor einem Spießrutenlauf. »Der Druck der Medien ist enorm. Vor allem nach den anderen Enthüllungen«, weiß Ludwig.
Variante Nummer 3: Der Steinhagener hat den Glauben nicht verloren, demnächst doch noch den Magenta-Dress überstreifen zu dürfen. »Ich habe noch Hoffnung. Vielleicht beruhigt sich ja alles schneller als gedacht. Ich habe schließlich niemanden umgebracht und auch nie gedopt«, sagt Ludewig und liebäugelt mit einem Vuelta-Start im September.
Am realistischsten aber scheint aktuell zu sein, dass die Bonner den ohnehin auslaufenden Kontrakt mit dem 30-Jährigen einfach nicht verlängern, ohne ihn vorher noch einmal in ein Rennen zu schicken. »Dann müsste ich gucken, dass ich zur nächsten Saison ich bei anderen Teams unterkomme. Ich gelte - vor allem im Ausland -Ê immer noch als loyaler Helfer, und ein Vertrag woanders wäre nicht utopisch. Noch einmal bei einem kleineren Team einzusteigen, könnte ich mir aber nicht vorstellen. Dann müsste ich mein Geld wohl mit etwas anderem als Radsport verdienen.«
Sicher ist mittlerweile, dass die Ludewig belastenden Dokumente, bereits seit fast zwei Jahren in den Redaktionsschubladen von einigen Medien schlummerten. Anscheinend war der Name Ludewig bislang aber von minderer Bedeutung, was sich mit seinem Engagement bei T-Mobile geändert haben muss. Ludewig: »Ich weiß bis heute nicht, ob jemand damit entweder dem Team oder mir gezielt Schaden zufügen wollte.«

Artikel vom 10.07.2006