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Benedikt kritisiert den Geist der Moderne

Der Papst beim Weltfamilienreffen In Valencia

Valencia (dpa). Papst Benedikt XVI. hat zum Abschluss seines Spanienbesuchs die Unauflösbarkeit der Ehe betont. Zugleich kritisierte er vor hunderttausenden Gläubigen den seiner Meinung nach überzogenen Freiheitsbegriff in der modernen westlichen Kultur.
Der Geist der Moderne begreife den Menschen immer häufiger als »ein autonomes Subjekt, als hätte sich dieses selbst erschaffen und würde allein auf sich selbst beruhen«, warnte der Papst bei einer Messe zum Abschluss des katholischen Weltfamilientreffens gestern in Valencia. Die Veranstalter sprachen von 1,5 Millionen Teilnehmern.
Bei dem zweitägigen Besuch waren die unterkühlten Beziehungen des Vatikans zur spanischen Linksregierung von Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero unübersehbar. So nahmen an dem Gottesdienst unter freiem Himmel zwar König Juan Carlos und Ehefrau Sofía teil, Zapatero blieb der Messe dagegen fern. Dieser war bereits am Samstag mehrfach von Gläubigen ausgepfiffen worden.
Der Vatikan kritisiert seit längerem die Familienpolitik Madrids, vor allem die Legalisierung der Eheschließung von Homosexuellen und die Einführung der »Blitz-Scheidung« innerhalb von drei Monaten. Allerdings vermied der Papst bei seinem Besuch offene Kritik an der Politik Zapateros. Auch das kurze persönliche Gespräch sei freundlich verlaufen, verlautete aus Regierungskreisen.
Der besondere Schutz für Ehe und Familie war das Leitmotiv des Papstbesuchs und des 5. Weltfamilientreffens. In seiner Kritik der modernen Lebensauffassung sagte Benedikt: »Es gibt Versuche, das Leben der Gesellschaft auf der Grundlage von rein subjektiven und wechselhaften Wünschen zu organisieren.« Dabei werde die Einsicht in »objektive höhere Wahrheiten« zunehmend verdrängt, wie etwa in die Würde des Menschen und die Anerkennung von »Rechten und Pflichten, die jede soziale Gruppe zu erfüllen hat«.
Eindringlich betonte Benedikt die Position der Kirche, wonach die »Ehe zwischen Mann und Frau« nicht aufgelöst werden könne. »Sie ist der Ort, an dem die Menschen in Würde geboren werden und aufwachsen können.«
Nach dem Kirchengesetz gibt es für eine gültig geschlossene und vollzogene katholische Ehe keine Scheidung.
Mit Blick auf die »Homo-Ehe« bezeichnete der Papst bereits am Samstag die Gemeinschaft zwischen Mann und Frau als »unersetzliche Institution« für die Gesellschaft. »Es ist mein Wunsch, hier in Valencia die zentrale Rolle der auf der Ehe basierenden Familie für die Kirche und die Gesellschaft zu bekräftigen«, sagte der 79-jährige Pontifex. Die Familie sei »Hort der Liebe, des Lebens und des Glaubens«. Zugleich äußerte er vor spanischen Bischöfen aber auch Verständnis für die Probleme der christlichen Familie »in einer Zeit der schnellen Säkularisierung«.

Artikel vom 10.07.2006