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Massaker an Sunniten in Bagdad

Schiiten töten 42 Menschen - Autobombe reißt 17 Personen in den Tod


Bagdad (Reuters). Bewaffnete Schiiten haben gestern in Bagdad Dutzende Sunniten massakriert und damit offenbar Vergeltung für einen Anschlag auf eine schiitische Moschee geübt. Sie töteten nach Polizeiangaben mindestens 42 Menschen. Noch am Abend explodierten dann zwei Autobomben an einer schiitischen Moschee und rissen mindestens 17 Menschen in den Tod. In dem Teufelskreis aus Gewalt und Gegengewalt zwischen den Anhängern der beiden moslemischen Glaubensrichtungen treibt das Land weiter auf einen Bürgerkrieg zu.
Mitglieder der schiitischen Mehdi-Miliz stürmten ein von Sunniten bewohntes Stadtviertel im Westen von Bagdad und trieben ihre Opfer in Seitenstraßen zusammen. Dem Innenministerium zufolge verlangten die Angreifer die Ausweise von Bewohnern des Viertels Dschihad und entschieden über das Schicksal der Kontrollierten anhand ihrer Namen. Wer einen typisch sunnitischen Namen trug, wurde mitgenommen. An anderen Stellen täuschten die Miliz-Angehörigen Straßensperren vor und holten ihre Opfer aus den Autos heraus. Offiziellen Angaben zufolge wurden mindestens 42 Tote gefunden, viele erschossen und mit verbundenen Augen, wie es für die Gewalt zwischen den Religionsgruppen typisch ist. Das Massaker wurde in der Nähe der schiitischen Moschee begangen, auf die am Vortag ein Anschlag verübt worden war. Dabei waren drei Menschen getötet worden.
Ministerpräsident Maliki war gestern auf dem Weg zu einem zweitägigen Besuch im relativ ruhigen Norden, wo die kurdische Gemeinschaft dominiert. Der Regierungschef wolle in einer Woche in die USA reisen, sagte ein hochrangiger schiitischer Politiker. Dabei werde eine Ausweitung der Kompetenzen für das Verteidigungs- und Innenministerium eines seiner Hauptanliegen sein. »Alles ist in der Hand der multi-nationalen Streitkräfte, und die Sicherheitslage verschlechtert sich immer weiter«, sagte der Politiker.

Artikel vom 10.07.2006